268 MM. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
immer vermehren und reizende Einreibungen die Haut überrei-
zen müssen, so sind Frictionen mit blossen, natürlich nicht kal-
ten Händen wohl: am besten. Versagen die stärksten schweise-
treibenden Mittel ihre Wirkung, bleibt die Haut kalt und welk,
so wird die Elektricität noch von ausgezeichneter Wirkung seyn.
Wäre freilich die Cholera durch Magenüberladungen bedingtwor-
den, so könnte sie natürlich nicht durch elektrische Strömungen,
d. h, Hautkrisen, beseitigt werden. Dagegen eignen sich vorzüg-
lich paralytische Fälle, oder solche, zu- denen Erkältungen und
heftige Gemüthsbewegungen die Veranlassung gaben, für Etektri-
eität, doch muss man auch hier sehr vorsichtig zu Werke ge-
hen und besonders Congestionen ‘beachten. Hält man einmal die
Elektricität für angezeigt, so wende man sie auf folgende Art
an: Man stellt eine Bettstelle so auf -Glasfüsse, dass sie wenig-
stens 1 bis 1} Schuh vom Boden entfernt ist, legt den .Kran-
ken auf Wachstaffet, Schlingt um der Unterleib desselben 'einen
mit Seide umsponnenen Draht, der‘ mit dem Reibzeuge einer
starken Elektrisirmaschine in Verbindung steht, und leitet durch
diesen Draht so lange, bis der Kranke eine Zeit lanyz tüchtig
geschwitzt hat, negative Elektricität zu. Während dies in einem
mässig warmen Zimmer geschieht, bedeckt man den Kranken
mit einer abgenähten blauseidenen Decke. ‚Später lässt man; um
die Transspiration zu unterhalten, warmen Melissenthee trinken,
Die übrige Therapie ist Sache jedes rationellen Arztes. — Mit-
aufgabe bei. der Cur ist. Beruhigung des: aufgereizten Nerven-
systems. Zu verwundern ist, dass man in dieser Beziehuug noch
nieht auf das Zincum hydrocyanicum gefallen, das in Rheumatal-
gieen die ausgezeichnetsten Dienste leistet. Mit kleinen: Gaben
der Ipecacuanha oder mit Dazwischengabe von Gar-Lussac’scher
Blausäure würde es sich am besten für .diesen Zweck eignen,
da Opium die Congestionen nach Gehitm und Rückenmark‘ ver:
mehren dürfte. [Radius’s allgem, Cholora- Zeitung, Nr. 4116.]
K-—e. De
#199. Allgemeine Kraukbeitsconstit nen in und
um Aschaffenburg von 1827%.bis 1830. Der Medicinal
rat: Dr. Revuss ‚daselbst legte schon früher in den Heidelber-
get ki, Annalen, Bd. 4, Hft. 1 » seine. Beobachtungen über die
ben Gegenstand nieder, und nachstehende Bemerkungen ‘&ind als
eine Fortsetzung derselben .zt betrachten. Die allgemeine Krank-
heitsconstitution war im Durehachnitte während sämmtlicher Jahre
rein entzündlich, nur mitunter von rheumatischen oder katarrha-
lischen Affectionen modificirt, So zeigten die Masern, welche
sich von dem Mortate August 1827 bis‘ zum Juni des nächsten
Jahres die Maingegenden aufwärts verbreiteten, einen meist ent-
zündlichen Charakter mit, wiewohl nur selten unterlatfenden,
örtlichen Entzündumgen, welche, ausser den Abkühlungen mit
kaltem Brunnen- oder Kiswasser, die von dem Verf. beim Aus-
bruche und Blühen.der Masernflecken als sehr heilsam empfoh-