I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 21
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Zehen - Starrkrampf klagte, dagegen der männliche Kranke, bei
dem Starrkrampfe der Arme, Hände und Finger, periodisch von
dem heftigsten, einseitigen Wadenkrampfe gemartert wurde. Da
beide Kranke, wie W. bei allen olme Unterschied früher bemerkt
hatte, gleich Erleichterung bekamen, wenn ihnen die Hände
samınt den Fingern mit Gewalt gerade ausgestreckt und in sol-
cher Stellung durch starke Wärtershand gehalten und fest zu-
sammengedrückt wurden, so wurde dies sogleich angeordnet;
allein es fehlte dazu an wartendem Personal, weshalb W. zu
diesem Zwecke eine Bandage anlegen liess, welche aus einer
in einem Tuche eingeschlagenen, etwa 2 Zoll breiten Holzschiene
bestand, auf die der ganze Unterarm, bis zu den Fingerspitzen,
in gerader Richtung gelegt und in dieser vermittelst einer Binde
fest aufgewickelt erhalten wurde; ‘indessen mussten von Zeit
zu Zeit die Bänder gelüftet werden. Die übrige Behand-
lung war ganz dieselbe, wie im ersten Anfalle, und beide
Kranke waren in 48 Stunden wieder hergestellt. Bei dem
Mädchen bildete sich nachher eine Brustentzündung aus, die
aber durch Aderlass und Blutegel bald beseitigt wurde. — Den
15. April erkrankte auch der Dienstknecht, 16 Jahre alt, der
aber durch ein einziges Brechmittel nach Verlauf von 12 Stun-
den, wieder hergestellt wurde. — Kin anderer Kranker, 14} J.
alt, zeigte, ausser den gewöhnlichen Symptomen, äusserst hef-
tigen Starrkrampf der Arme und Hände, der bis zum Tode in
gleicher Stärke fortdauerte. Er erhielt 2 Brechmittel, jedes
aus 2 Gran Brechweinstein und 10 Gran Ipecac., ohne alle Wir-
kung, und darauf Opium mit Ipecac. und Valerian. mit demselben
Erfolge, Am 5, Tage der Krankheit trat Röcheln. ein, womit
sich der Athem immer mehr verkürzte; hierzu gesellte sich, bei
vollstem -Verstande , ruhiger Schlaf und freiwillige, aber gefühl-
lose Stühle, und während des Schlafes erfolgte der Tod. —
Bei dem Bruder des Verstorbenen, der gleichzeitig erkrankte,
blieben die Brechmittel ebenfalls ohne Wirkung, dagegen brach-
ten Abführmittel schnell Erleichterung; allein schon den andern
Tag kehrten die Zufälle weit heftiger wieder, und zwar mit
grosser Kopfeinnahme und völliger Tob- und Beisssucht. Blut-
egel an die Stirn und darauf Opium beseitigten diesen Zustand
bald und stellten den Kranken binnen 4 Tagen wieder her. —
Endlich beobachtete W. noch bei einem Kranken den Uebergang
der Krankheit in Epilepsie, welche schon den andern Tag ein-
trat, ohne Nachlass fortdauerte und mit dem Tode endigte. —
Im Ganzen wurde Folgendes unter anderm wahrgenommen: 1)
Bei schweren Kranken in einem Orte gab es zugleich auch
leichte Fälle , wobei die Kranken bloss über Ziehen und Laufen
in den Gliedern, Fressen auf dem Kopfe und ein eigenes Ge-
fühl in der Haut klagten; keine Körperverrichtung war gestört.
Andere erfuhren bloss eine Temperaments - Umstimmung; Trau-
rige wurden froh und scherzhaft, und umgekehrt. 2) Feststehende