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IV. Chirurgie und Augenheilkunde.
Eiterstock. Glücklicherweiser ging noch alles: ohne weitere üble
Folgen ab. — Die Aetzmittel aus dem Pfianzenreiche: Chelido-
niumsaft, Euphorbienmilch, Ranunculussaft u. a. verdienen kaum
erwähnt zu werden, da sie, nur wie andere Vesicantia auf die
Epidermis wirkend, wenig brauchbar sind. . Den Vorzug vor al-
len behauptet der Lapis causticns chirurgorum. . Mit dem sicher-
sten Nachdrucke zerstört er thierische Theile, ohne eine beson-
dere Entzündung zu erregen, und schon beim einmaligen Aufle-
gen durchdringt er die gewöhnliche Dicke der Cutis: E.
wendet denselben folgendermaassen an: Er bedeckt den Theil,
den er zerstören oder perforiren will,. mit einem Heftpflaster,
am besten mit Kmpl. ceruss., in dessen Mitte eine erbsengrosse
Oeffnung geschnitten ist, um die Wirkung des Aetzmittels zu
begränzen. Auf die ausgeschnittene Stelle legt. er nun ein gleich
grosses Stück Lapig causticug und bedeckt dies mit einem Deck-
pflaster, In. wenigen Minuten zieht der Lap. caust. Feuchtig-
keit aus der Luft an sich, : zerschmilzt und tödtet im Laufe des
Tages die Haut bis zu einem: Viertelzolle . ohne bedeutende.
Empfindung in der Tiefe. Katfernt man. Tags darauf den. Ver-
band, so sieht man die geätzte Stelle von der Grösse eines Vier-
groschenstücks schwarz und sphacelös. Durch Bedeckung.. mit
£mpl. matr. alb. Ph. Sax. sondert sich dieselbe, unbeschadet
der umliegenden Haut, nach einigen Tagen: durch eine gutartige
Eiterung ab. Durchdränge ja. der Lap. caust, nach einmaligem
Auflegen: die Haut nicht tief genug, so wiederholt man das Auf-
legen einige Male, etliche Tage hinter einander. — Mit dem glück-
lichsten Erfolge heilte so der. Verf. die Hydrocele eines 15jäh-
rigen Knabens, bei dem nach Perforation der Bedeckungen
des Hodensacks das Wasser wie aus einer Spritze sprang. Die
darauf folgende Entzündung der innern Häute des Scrotums be-
wirkte die Radicalkur, Die Heilung erfolgte sehr bald wie bei
jeder einfachen Wunde. Auf gleiche Weise: wurden bei einem
Juristen 4 Atheromata auf dem behaarten Theile des Kopfes,
die zum Theil die Grösse einer welschen Nuss hatten, entfernt;
und während dieser Kur besuchte der Kranke nicht nur Gesell-
schaften, sondern machte auch Geschäftsreisen. Die Cystis. sol-
cher Balggeschwülste folgt, nach Entleerung ihres Inhaltes, sehr.
hald nach, mag sie nun hautartig oder knorpelig seyn, .da Ver-
wachsung mit dem Gefässe u. s. w. nicht Statt findet. — Auch
wendete E. zur Zerstörung der Wuthbisswunden den Lap. caust,
mit gutem Erfolge an und sah darnach nie die Wasserscheu aus..
brechen. Doch gesteht er gern, dass jede Wuthbisswunde in:
Ursache und Wirkung problematisch ist; [v. Graefe’s: und. v.
Walther’s Journ, der Chirurgie u. Augenheilkunde, Bd. XVII,
St, 1.] K— e.) .
161. Ueber Stillung hartnäckiger“ Nachblutun-
gen nach Blutegelwunden; von BEnendier WaenzrR, Profes
sor d. theor. u. prakt, Chirurgie an der hohen Schule zu. Lem.