Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

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IV. Chirurgie und Augenheilkunde, 228 
Vier stark blutende Hautgefässe mussten unterbunden werden. 
Die Fasern des latissimi dorsi waren ‚durch die Geschwulst im 
höchsten Grade ausgedehnt, sie wurden zunächst durchschnitten 
und mit den Hautlappen abgetrennt. Nun fing B. an, die Ge- 
schwulst selbst von den Rippen und deren Muskeln von unten 
auf zu lösen, wobei er dieselbe bis über die Hälfte nur leicht 
angeheftet fand und sie durch einen Gehülfen und seinen lin- 
ken Arm nach oben und aussen entfernen konnte, ohne die ge- 
ringste Gefässverbindung trennen zu dürfen. Nun ging er nach 
dem obern hintern Winkel der Geschwulst, fand hier eine festere 
Anheftung an die sehnigen Verbreitungen der Rückenmuskeln, 
vorzüglich aber eine innige Verbindung mit dem Schulterblatte. 
Mehrere ausgedehnte Arterien mussten hier unterbunden ‚werden, 
und es gelang nur mit Mühe, die Verbindung bis an den untern 
Winkel des Schulterblattes aufzuheben. Hier war aber die Ge- 
schwulst innig mit dem Knochen verwebt, und ein Theil dersel- 
ben hatte auch einen Theil der unteren (vordern?) Fläche des 
Knochens eingenommen. .B. entschloss sich, diesen kleinen Theil 
der Geschwulst sitzen zu lassen und von der übrigen Masse zu 
trennen, was. bei der knorpeligen Beschaffenheit derselben nur 
mit Mühe gelang. Nun drang er von hinten zur Achselhöhle 
und suchte mit den Fingern die Verbindungen der Geschwulst 
zu Kösen, aber nach vorn waren die Achseldrüsen in das After- 
gebild hineingezogen, und es‘ blieb nichts übrig, als von hinten 
tief im Grunde der Achsel eine Umstechung der gesammten ar- 
teriellen Brust- und Glandularäste zu machen, um mit Sicher- 
heit und schnell die vorderen Anheftungen durch das Messer 
und auch mit der Hand zu trennen. Die Operation dauerte eine 
Viertelstunde und eine Minute; wenig Blut war verloren gegan- 
gen, aber die Kranke hatte während derselben mehrmals sich 
erbrochen. ‚Zuletzt wurde der am untern Winkel des Schulter- 
blatts eitzen gebliebene kleine Theil der Geschwulst nach Mög- 
lichkeit entfernt. B. vereinigte die Hautlappen durch die blutige 
Naht, legte einen passenden Verband’ an und reichte der Ope- 
rirten 15 gtt. tinct. op. simpl. Wider Vermuthen traten keine 
bösen Zufälle ein, und die Heilung der Wunde ging bestens von 
Statten. — Die Reste an der Spitze des Schulterblattes trennten 
sich durch Eiterung, und mit jedem Tage nahm die Operirte 
an Wohlbefinden zu, 80 dass sie nach 6 Wochen bei Kräften 
und wohlgenährt aus der Behandlung entlassen werden konnte. 
Als Präservativ gegen Erzeugung ähnlicher Missbildungen, als 
die ansgerottete, war ein starkes Fontanell auf den Arm gesetzt 
worden. Die Geschwulst wog nach der Operation 29 Pfund und 
6 Loth Medicinalgewicht; sie hatte 16 Zoll im Längen-, 14 Zoll 
im Quer-Durchmesser und 32 Zoll im Umkreise. Nach einem 
halben Jahre zeigte sich eine neue Geschwulst in ‚der linken 
Brust, die bald die Grösse einer kleinen Melone erreicht hatte. 
Inmittelst wurde die Frau wieder schwanger nnd wollte weder
	        
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