Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

IV. Chirurgie und Augenheilkunde. 217 
f 
gemeinen Krankenhause beobachtet wurde; von Dr. 
Anıg, Secundar- Chirurgen des allgemeinen Krankenhauses. Ende 
Oct. 1831 stellten sich in den atonischen Unterschenkel - Geschwü- 
ren zweier, bereits im Alter vorgerückten und durch vorherge- 
gangene Krankheiten geschwächten weiblichen Kranken Verän- 
derungen ein, welche die ganze Krankheitsform bald als eine 
Art Hospitalbrand erkennen liessen. Nun traten diesel- 
hen Erscheinungen auch in andern, selbst einfachen Wunden ein, 
zo dass es bis Mitte März 1832 1% solche Erkrankte gab. Gleich- 
zeitig zeigte sich die Krankheit auf der Klinik und Abtheilung, 
deren Kranke weder unmittelbar, noch mittelbar durch Verband- 
geräthe in Verbindung stehen. Von den gewöhnlichen Ursachen 
waltete nicht eine einzige ob, und der Grund dieses Hospital- 
brandes konnte nicht in einem Contagium, sondern musste in der 
epidemischen Constitution gesucht werden, Anlage zu dem Ho- 
spitalbrande fand sich gewöhnlich bei Weibern, die in den kli- 
makterischen Jahren standen, kachektischen Ansehens und mit 
atonischen Unterschenkel -Geschwüren behaftet waren, oder nach 
angestellten‘ Operationen von denselben ergriffen wurden. Sel- 
ten trat der Brand in Geschwüren jüngerer Individuen auf, nicht 
so selten aber in einfachen Schnittwunden. Sein Erscheinen traf 
einige Wochen vor der Cholera ein; er hielt den ganzen: Winter 
an und schützte alle seine Opfer gegen die Cholera. 
Innerlich wurde wenig gegen das Uebel gethan. Man wirkte 
ihm durch strenge Diät; kalte Umschläge und in einigen Fällen 
durch Chinarinde entgegen. Der Erfolg dieser Behandlung war 
im Ganzen genommen nicht ungünstig. [Med. Jahrb. des k, k. 
österr. Staates, Bd. 12, St. 4.] .(V—=t) 
153. Das Knochenbistouri, ein von BERNHARD 
Heıne neu erfundenes Werkzeug; von PH, v. WALTHER, 
Die Erfindung einer eigenthümlich construirten Knochensäge durch 
B. Heine wird gewiss in der operativen Chirurgie Epoche ma- 
chen und einen wesentlichen Fortschritt der Kunst begründen. 
Es hat nämlich das meist nur exspectative Curverfahren bei Kno- 
chenkrankheiten seinen Grund grösstentheils auch im Mangel 
passender und brauchbarer Werkzeuge. Diesem Mangel wird in 
mehrfacher Hinsicht das hier besprochene Instrument abhelfen, 
das, während ähnliche den Charakter der Zufälligkeit an sich 
tragen, auf einem richtigen Principe beruht. Dies Princip ist 
die Construction eines Instrumentes, das hinsichtlich der Kno- 
chen dasselbe leistet, was das Bistouri in weichen Theilen bie- 
tet, und mit dem man 'an jenen jeden Operationsact eben so frei 
und beliebig, wie mit dem Messer an diesen, vollbringen könne. 
Beim ersten Anblicke scheint es, als habe der Erfinder nur von 
der Kettensäge eine neue, glückliche Anwendung gemacht, aber 
bei näherer Betrachtung zeigt es sich, dass die gegliederte Säge 
wohl ein nothwendiger Bestandtheil, aber keineswegs die Grund- 
laze des Gebäudes ist. Es ist rein Original, und die Idee des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.