Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

16 IL Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
Fötus syphilitisch, wenn die Mutter eyphilitische Exantheme hat. 
Welchen Einfluss der syphilitische Vater auf Entstehung der an- 
geborenen Syphilis hat, ist durch Erfahrung noch nicht bewie- 
sen, und der früher ausgesprochene Satz, dass vom Vater das 
venerische Gift nie auf das Kind übergehe, kann bis jetzt in 
Bezug auf angeborene Lues durch Thatsachen wohl noch nicht 
widerlegt werden. — Wenn syphilitische Mütter gesunde Kinder 
zur Welt brachten, so litten sie nur an primären Formen — 
eine Behauptung, die es verdient, durch sorgfältige Beobachtung 
bestätigt, oder berichtigt zu werden. — II. Dass der Fötus im 
Uterus von Syphilis befallen werden könne, haben Aerzte von 
Rufe geläugnet. Einige von ihnen verbinden jedoch einen ganz 
unrichtigen Begriff mit dem Worte Ansteckung. Sie meinen 
nämlich, eine solche Ansteckung könne nur durch Blut oder 
Lymphe der Mutter geschehen, das Blut aber sey nie Träger 
eines Anstecknngsstoffes. Demnach sey so keine Ansteckung 
möglich. Andere, z. B.° Jorre, finden in Beschaffenheit und 
Leben des Eies im Uterus geradezu eine mechanische Unmög- 
lichkeit einer solchen Ansteckung. Wenn pun aber alles me- 
chanisch geschähe, oder sich mechanisch erklären liesse, dann 
könnte man diese Unmöglichkeit wohl gern zugeben. So gut 
übrigens die Pocken den im Uterus eingeschlossenen Fötus be- 
fallen können, wenn die Mutter daran leidet, was, wenn auch 
Joa u. A, ebenfalls dagegen sprechen, doch durch Thatsachen 
bewiesen ist, eben so gut kann auch die syphilitische Mutter 
die Syphilis auf das Kind übertragen, besonders wenn sie als 
Exanthem erscheint. Man giebt angeborene Scropheln zu, oder 
muss sie zugeben — angeborene Syphilis aber längnet man weg! 
Man ist überzeugt, dass sich Ei und Embryo nicht wohl befin- 
den können, wenn die Trägerin derselben eine ansteckende 
Krankheit hat, und doch giebt man die ‚Ansteckung nicht zu, 
Man verlangt zum Beweise einer Anstecknng im Uterus, dass 
das Neugeborene die syphilitischen Formen gerade so ausge- 
prägt, wie Erwachsene, zeigen solle, und doch ‚äussern sich gar 
manche Krankheiten ganz anders bei Kindern als bei Erwachse- 
nen, was ja auch bei Syphilis, der Fall seyn kann. Atrophie, 
Abgestorbenseyn der Oberhaut, Pusteln, Blasen u. dergl. spre- 
chen deutlich genug für Syphilis und Geschwüre, Condylome 
und Knochenschmerzen sind nicht gerade nöthig. Fragte man 
endlich, warum, wenn Ansteckung des Fötus durch die Schwan- 
gere denkbar sey, diese nicht öfterer vorkomme, so liesse sich 
dies wohl aus dem ziemlich seltenen Vorhandenseyn der zur 
Erzeugung der angeborenen Syphilis nöthigen Bedingungen er- 
klären. Auch werden, zur Zeit ansteckender Krankheiten 10 
davon befallen, während 10 und mehr andere gesund bleiben. — 
Noch muss hier Einiges über die Ansicht Breyer’s in Bezug auf 
diesen Gegenstand angeführt werden. Er sah nämlich bei einer 
sehr syphilitischen Schwangern während der Schwangerschaft
	        
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