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Il..” Materia medica und Toxikologie.
II. MATERIA MEDICA und TOXIKOLOGIE.
144. Ueber die Wirksamkeit der Folia diosmae
crenatae; vom Medicinalrathe Dr. Ausers. WosfrF’s Versu-
che in der Charit€ mit den Fol. diosmae‘ crenatae (Barosma
serratifolia Willd.) bestätigten im Allgemeinen das Lob nicht,
das man von England und Holland aus diesem Mittel vom Vor-
gebirge der guten Hoffnung ertheilt hatte. Wegen des reichen
Gehaltes an ätherischem Oele musste man wohl eine energi-
sche Wirkung auf die Thätigkeit der Gefässe voraussetzen,
und bei fieberhaften Krankheiten, bei Entzündungen und Plethora
dasselbe nicht angezeigt finden, dagegen aber, da das ätherische
Oel mit scharfem Stoffe verbunden ist, bei Krankheiten mit dem
Charakter verminderter Lebensthätigkeit sich davon Nutzen ver-
sprechen. Man stellte daher als Indicationen für Anwendung der
Diosma folgende auf: 1) Beförderung der Gireulation in den ve-
nösen Gefässen, hauptsächlich des Uterus, und 2) Unterstützung
der Hautthätigkeit, Erregung der Action der Schleimhäute, ier
Nieren und einsaugenden Gefässe und Belebung der Nerventhä-
tigkeit. Man hielt sie bei Amenorrhöe oder Menostasie torpider
Individuen, chronischen Blennorrhöen, Rheumatismen, Wasser-
sucht und paralytischen Zuständen für passend. Man gab sie übrigens
als Pulver, Infusum, Decoct und Tinetur mit Weingeist im Ver-
hältnisse wie 1 zu 6. Da der Aufguss sich wirksamer als die
Abkochung zeigte, wendete man letztere sehr bald nicht mehr
an. Was nun ihre Wirkung anlangt, so erschien sie als ein
wirksames Diureticum, und zwar besonders, wenn sie im Aufgusse,
weniger schon wenn sie als Tinctur gegeben worden war. Diese
harntreibende Kraft verdient vielleicht um so mehr Aufmerksam-
keit, als selbst bei längerem Gebrauche die Verdauung dadurch
nicht leidet. Antirheumatische Kräfte zeigten sich nicht, auch
liess sie keine specifische Wirkung auf den Uterus wahrnehmen.
In dieser Beziehung möchte die ihr so ähnliche inländische Sa-
bina vorzüglicher seyn. — Dass übrigens Rigaer und Hamburger
Aerzte in der Diosma ein treffliches Mittel bei paralytischer Cho-
lera gefunden haben wollen, ist bekannt. Sie gaben einen Auf-
guss von einer Unze der Blätter auf 6 Unzen Colatur und lies-
sen davon stündlich oder in kürzeren Zwischenräumen einen Ess-
Löffel nehmen. Ob dieser Aufguss aber so viel geleistet haben
würde, als er leistete, wenn er nicht mit Opiumtinctur und
Tinct. castorei oder Ol. cajeput. verbunden gewesen wäre, mag
dahingestellt bleiben! [Med, Zeit. v. Vereine f. Heilkunde in
Preussen, 1833, Nr. 1.] (K— ee.)
145. Lobelia inflata gegen Asthma spasmodicum;
von ELLtoTSson in London. Ein Mann litt an Beschwerden beim
Athmenholen, die sich jeden Tag zu unbestimmten Zeiten be-
deutend vermehrten. Die Untersuchung mit dem Stethoscop liess
einen leichten pfeifenden, oder vielmehr zirpenden (chirping)