200 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
da. Gleich in den ersten Tagen, oft erst nach einigen Wochen
kommt ein feiner, zum Theil röthliche, zum Theil helle, weisse
Stippen bildender, mehr oder weniger brennender Frieselaus-
schlag am Halse, der Brust und den Extremitäten zum Vor-
scheine, der ohne Einfluss auf Erleichterung oder Verschlimme-
rung ist und sich wie in seinem Eintritte, so auch in seinem
Verschwinden höchst wandelbar zeigt. Bei den meisten Kran-
ken findet sich kein Frieselausschlag. Ein ferneres und ge-
wöhnliches Symptom ist tagelanger, oft den ganzen Verlauf
der Krankheit hindurch andauernder, von Frösteln hin und wie-
der unterbrochener Schweiss, Mitunter zeigen sich Petechien,
allein oder mit Friesel. Mehrere Kranke mit Petechien sind ge-
storben. Nasenbluten, Bluthusten und blutiger Stuhlgang kom-
men ohne Erleichterung zu bringen vor. Manche riechen fau-
lig aus dem Munde bis zum Eintritte ‚der Genesung. Viele, ja
die meisten, reden auf der Akme, die zu unbestimmter Zeit
eintritt, mehrere Tage, oft 8 Tage hindurch irre, und wenn nicht
während des Tages, doch während der Nacht. Es sind deliria
5landa, keinesweges Typhomanie, Rasen und Toben. Die gleich
anfangs bemerkbare Schwäche nimmt im Verlanfe der Krank-
heit so zu, dass die Patienten nicht aufstehen und sich kaum
im Beite bewegen und umdrehen können. «Auch die leichter Er-
griffenen, die nicht bettlägerig sind, klagen über grosse Mattig-
keit. In einzelnen Fällen ist diese Mattigkeit das einzige Krank-
heitssymptom. Die Dauer des Uebels ist verschieden, in schweren
Fällen 3-4, in leichten 2—3 Wochen. Verläuft die Krankheit
unglücklich, so erfolgt der "Tod unter langsam vorwärts ‚schrei-
tendem Collapsus immer erst nach 2—3 Wochen. Bei2 Sectio-
nen fand man Geschwüre in den Gedärmen. Fasst man alle
erwähnte Symptome zusammen, um aus ihnen einen Schluss auf das
Wesen der Krankheit zu ziehen, so muss man dieses wohl in
einem nervös-fauligen Fieber suchen. Das Friesel ist bei dem-
selben wohl nicht als idiopathisch, zum Wesen der Krankheit
gehörend, sondern nur als zufällig anzusehen. In manchen Fäl-
len erschien es gar nicht, und wenn es erschien, hatte er, wie
erwähnt, keinen Einfluss auf Dauer und Bösartigkeit der Krank-
heit. Mag man diese inzwischen auch als ein nervös - fauliges
Fieber mit Friesel, oder als Frieselfeber mit nervös - fauligem
Charakter ansehen, so bleiben dennoch Behandlung und medici-
nisch-polizeiliche Anordnungen dieselben. Was die Contagiosi-
tät der Krankheit anbelangt, über welche G. an die Regierung
berichten musste, so kann auch sie bei beiden Ansichten nicht
in Zweifel gezogen werden, denn wer könnte die Ansteckungs-
fähigkeit eines nervös-fauligen Fiebers oder eines Frieselfiebers
mit nervös-fauligen Symptomen läugnen? Auch liess sich die
Ansteckung in allen Fällen, die G. beobachtete, nachweisen; es
fand bei ihnen die 2., 3., ja 4. Propagation Statt. Nur ein
Kranker kam ihm vor, in dessen Wohnung nicht schon früher
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