Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 197 
nicht. Seit die Cholera auf europäischen Grund und Boden ge- 
Jangt ist, trägt sie unverkennbar den Charakter einer reinen 
Contagion, pflanzt sich nur durch Ansteckung fort und verbrei- 
tet sich nur durch Verschleppung des Ansteckungsstoffes von 
Ort zu Ort. Dies lehrt ja ein nur flüchtiger Vergleich zwischen 
Miasma und Contagium, dies lehrt der ganze bisherige Gang, 
den die Cholera von Indien zu uns genommen, und dies lehren 
die vielen bekannt gewordenen einzelnen Thatsachen, die als un- 
umstössliche Beweise für die Contagiosität der Cholera dastehen. 
Wo die Cholera ausbricht, theilt sie sich nach. längerer oder 
kürzerer Zeit den nächsten grösseren Orten mit und von diesen 
wieder nach allen Richtungen den kleineren. KEhe sie in’s Innere 
des Landes dringt, zeigt sie sich an der Gränze und zwar an 
der dem inficirten Nachbarstaate zugewandten. Der Verkehr mit 
inficirten Gegenden war das Mittel, sie den gesunden mitzuthei- 
len, und Handel und Krieg die grössten Beförderer der Seuche, 
Sie zeigte sich besonders an den grossen Landstrassen und folgte 
dem Laufe der schiffbaren Ströme. Wo sie aber Orte und Di- 
stricte verschonte, geschah dies nicht nach irgend einer durch 
pathologische Principien festgestellten Regel, auch beschränkte 
sie sich keineswegs nur auf ungesunde Orte. WUeberdies lässt 
sich die Contagiosität der Cholera durch sehr viele specielle be- 
glaubigte Thatsachen nachweisen, auch scheinen Thatsachen da- 
für zu sprechen, dass sie durch Gesunde verschleppt worden 
sey. War erst ein Cholerakranker in einem Orte, so liess sich 
oft bei den folgenden die Ansteckung von Person zu Person dar- 
thun. Es fehlt auch nicht an Beobachtungen, denen zufolge 
leblose Gegenstände Träger des Contagiums geworden sind. Ja 
gelbst auf Thiere schien die Cholera übergetragen werden zu 
können. Zuletzt spricht auch noch für die Contagiosität der 
Cholera der Nutzen der Sperren und der Isolirung der Kranken. 
Was man auch immer dagegen gesagt hat und wohl auch mit 
Recht dagegen sagte — die Geschichte der Cholera lehrt un- 
bestreitbar, dass es möglich ist, der Cholera bei ihrer Wande- 
rung den oder jenen Weg willkührlich anzuweisen, ja dass es 
oft in menschlicher Macht steht, sie auf einen bestimmten Raum 
zu fixiren und ihre Weiterverbreitung, wenigstens im Kleinen, 
zu hindern. [Cholera- Archiv, Bd. 1, Hft. 3. (K—e.) 
132. Ueber die epidemische Cholera in Znaim, 
In Znaim, einem der gesundesten Orte Mährens, der 5000 ge- 
werbfleissige, wohlhabende, gut genährte, gesunde Einwohner 
hat, brach die Seuche in der Nacht vom 8. auf den 9. 
Aug. 1832 ganz unerwartet und mit einer Wuth, wie in keiner 
andern Stadt der Monarchie, aus. In den ersten drei Tagen 
erkrankten über 500, von denen. bei 200 starben. Inder er- 
sten Nacht erkrankten allein 80, von denen bis zum andern Tage 
40 starben, und von 200 bis zum 2. Tage Erkrankten starben 
bis zum folgenden 141. Das Militär verlor ausserdem in den
	        
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