Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

II. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 18 
Spitze trocken und glänzend war, der Kopf war eingenommen, 
das Auge gläsern, der Ausdruck des Gesichtes theilnahmlos, die 
Sprache wie bei Halbbetrunkenen, auch traten zuweilen, beson- 
ers bei nächtlichen Verschlimmerungen, leichte Delirien ein. 
Diese Steigerung der Zufälle schien besonders von grösserer In- 
tensität des krankhaften Abscheidungsprocesses in der Leber ab- 
zuhängen. Resolventia leisteten jedoch nichts, und Brech- und 
Abführmittel, so wie bittere, aromatische waren nicht angezeigt. 
Dagegen nützten Blutegel im ersten und erweichende Umschläge 
auf die Lebergegend im zweiten Zeitraume. Hiermit wurden 
Emulsionen, beruhigende und schweisstreibende Mittel verbun- 
den, worauf die Exacerbationen gelinder wurden, die nervösen 
Zufälle verschwanden, die Zunge aber belegter wurde, und meist 
in der 3. Woche nach gewöhnlichen Stuhlausieerungen und stär- 
keren Schweissen die Genesung erfolgte. Nur bei sehr ungün- 
stigen Umständen erreichte der nervöse Zustand den höchsten 
Grad und führte zum Tode. So wurden eine hysterisch-ver- 
rückte Weibsperson, ein melancholischer Mann und ein Trunken- 
bold vom epidemischen Fieber befallen und starben sämmtlich 
in der 2. Woche unter Erscheinungen des paralytischen Zeit- 
raumes des Nervenfiebers. Auch starb ein junger Mensch von 
22 Jahren, der schon lange an Entkräftung und bereits 3 Mal 
im Sommer an Brechen und Durchfall gelitten hatte, zuletzt 
aber ganz erschöpft in’s Spital gebracht wurde, schon Tags darauf, 
als ihm ein Klystier gegeben werden sollte, wobei viel Blut 
durch das Röhrchen strömte. Man hatte nach den bei der Un- 
tersuchung des Kranken wahrgenommenen Zeichen auf allgemeine 
scorbutische Kachexie in Verbindung mit chronischer Entzündung 
der Darmschleimhaut geschlossen und eine Verbindung von Aceft. 
agrom. mit Dec. alth, und Zucker nebst Gerstentrank mit Ci- 
tronensaft, Fleischbrühe u. s. w. gereicht. Bei der Section fand 
man in beiden Säcken der Pleura gegen 8 Unzen röthliches 
Wasser; die Pleura costalis mit lichtblauen, die Oberfläche der 
nur nach hinten mit der Pleura etwas verwachsenen Lungen mit 
schwarzblauen Flecken von verschiedener Grösse bedeckt; die 
Lungensubstanz schlaff, blass, sehr blutleer; im Herzbeutel un- 
gefähr 2 Unzen röthliches Wasser; das Herz schlaff, weich, fast 
blutleer 5 die grossen Gefässe ebenfalls blutleer, ohne Röthung 
der innern Fläche; die Unterleibshöhle ohne Wasser und Spuren 
einer Entzündung der serösen Haut; das Netz von oben herab 
weiss, nach unten chokolatenbraun; die Leber blass und um 
den dritten Theil vergrössert; die Milz um das Doppelte ver- 
grössert, fest, mit flüssigem, röthlich-schwarzem Blute; Magen 
und Darmkanal äusserlich mit blauen, meist linsengrossen Flecken 
und hier und da, besonders am Coecum, ringsum schwarzblau; 
die Schleimhaut im Magen, Zwölffünger- und Leerdarme ohne 
besondere Veränderung; im (feum die Peyrer’schen Drüsen nur 
an einer Stelle etwas mehr ausgebildet und körnig, doch nicht
	        
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