IV. Chirurgie und Augenheilkunde, 375
den würde, ja selbst die verpestete Luft musste nachtheilig ein-
wirken. Es wurde nun Wein zu den KEinspritzungen, die man
mit der ChHaRnıkaep’schen Spritze machte, gesetzt. Den 9. Jul. war
das Allgemeinbefinden leidlich, ungeachtet der fortwährenden
fauligen Entleerungen aus der Wunde; und die Geschwulst hatte
sich bedeutend verringert. D. brachte nun bei jedem Verbande
den Finger ein, um immer mehr und mehr von dem krankhaften
Gewebe, das jedoch immer fester wurde, loszubrechen, Ob-
gleich bei jedem dieser Versuche wenig Blut ausfloss, so wurde
doch das Kind so geschwächt, dass D. die Manipulationen nach
einiger Zeit aufgeben musste. Es wurden nun Chinaeinspritzun-
gen angewendet, und die allgemeine durch die faulige Eiterung
und eine hinzugekommene Diarrhöe erzeugte Schwäche durch
passende Mittel bekämpft. Am 30. Jul. war die Kranke etwas
kräftiger, der Eiter besser. Die Geschwulst nahm allmählich
etwas ab, doch war sie härter geworden, und man konnte ihre
äussere Wand nicht mehr mit dem Finger eindrücken. Im Mo-
nat August traten keine bemerkenswerthen Veränderungen ein,
Die Geschwulst nahm nur sehr langsam an Umfang ab. Schon
hatte sich D. entschlossen, eine nochmalige Operation zu unter-
nehmen und die krankhaften Gebilde zu entfernen, als die Schwäche
der Kleinen immer mehr überhand nahm, und endlich der Tod
im Monat Oktober eintrat. Section. In den Eingeweiden nichts
Bemerkenswerthes. Die Geschwulst hatte beinahe noch 2 Drittel
ihres ersten Umfanges. Das durch das Aetzkali bewirkte Ge-
schwür war vernarbt. . Nach Wegnahme der Haut sah man, dass
der Boden der Augenhöhle in die Höhe getrieben und so geebnet
war, dass er gewissermaassen die Sehne des von der übrigen Au-
genhöhle gebildeten Bogens ausmachte. Der Thränenkanal war ver-
engt, aber noch wegsam, und verlief beinahe in querer Richtung von
rechts nach links. Das Gaumengewölbe war verdünnt, an mehre-
ren Punkten beinahe bloss häutig. Man war nicht wenig er-
staunt, die Geschwulst leer zu finden; eine 4 Linie dicke Schleim-
haut kleidete das Innere derselben aus; die Höhle war aber
durch ungeheure Zellen, die an Grösse die Ethmoidalzellen bei
weitem übertrafen und sich zwischen der äussern und innern
Wand der eystis befanden, verengt. (Ref. kann sich diese Be-
schreibung nicht anders erklären, als wenn er annimmt, dass die
Wände des Oberkiefers durch den Stoss entzündet und durch
die Entzündung in einen Zustand von Hypertrophie versetzt worden
sind, bei welchem sich der Knochen nicht allein vergrössert,
sondern auch seine zellige Struetur bedeutend entwickelt hat.
Das antrum Highmori konnte dabei noch bestehen, wie es denn
auch bei der Section leer gefunden wurde. Ks ist überhaupt
zu verwundern, dass über diese Höhle weder in der Kranken-
noch in der Sectionsgeschichte ein Wort: gesagt, sondern nur
immer von dem cyste die Rede ist.) Die äussere Wand war
fest, wenigstens von der Dicke einer halben Linie. Die innere