Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

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N. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 
Form Befallenen ist wohl die Erkältung des Blutes während der 
höchst intensiven Frostperiode des kalten Cholerafiebers, was 
schon daraus hervorgeht, dass dergleichen pulslose Kranke oft 
noch Tage lang leben, bei Bewusstseyn sind, noch zu gehen 
vermögen, ja oft noch kurz vor dem Tode etwas essen. Welche 
Mittel sind nun aber anzuwenden, um diese tödtliche Erkältung 
des Blutes im Fortschreiten zu hemmen und das bereits erkaltete 
und verdickte Blut wieder zu erwärmen und dadurch auch wie- 
der flüssig zu machen? Man muss entweder den eigenthüm- 
lichen Wärmeentwickelungsprocess zu befördern und dadurch 
mittelbar das Blut wieder zu erwärmen suchen, oder man muss 
das erkaltete Blut durch Zuführung von äusserer Wärme so lange 
unmittelbar. erwärmen, bis der natürliche Wärmeentwickelungs- 
process wieder frei wird. KErsteres geschieht bekanntlich durch 
Aufregung des Gangliennervensystems und dadurch herbeigeführte 
Aufregung des Kreislaufes durch innere Reizmittel, die sich je- 
doch ohne Ausnahme in dieser Form der Cholera wirkungslos 
gezeigt haben, weshalb man später seine Zuflucht zu äussern 
Reizmitteln genommen, von denen man in weniger schweren 
Fällen mehr Nutzen gesehen hat, besonders von Kalten Ueber- 
giessungen und der Cauterisation des Rückgrates. Um aber dem 
erkalteten Blute äussere Wärme zuzuführen, hat man theils heis- 
ses Getränk, Punsch, Grog u. s. w. gereicht, wodurch jedoch 
nur die innere Hitze im Magen vermehrt wurde, ohne dass die 
Wärme des kreisenden Blutes zunahm, weil sie beim Erbre- 
chen oder bei Paralyse des Darmkanales entweder sogleich wieder 
ausgestossen, oder nicht mehr aufgesaugt wurden, theils hat 
man heisse Bäder, Dampfbäder und trockene Wärme ber...:t, 
wodurch wohl die Haut etwas erwärmt wurde, aber nicht das 
Blut. — In diesem trostlosen Zustande bleibt demnach nichts 
weiter übrig, als unmittelbare Erwärmung des Blutes durch Ein- 
spritzungen von warmem Wasser in die Venen. Ausserdem dass 
es das Blut erwärmt, was kein anderes Mittel so sicher, leicht 
und schnell hervorbringt, verdünnt es noch zugleich das Blut, 
das im Cholerafieber durch übermässige seröse Absonderung im 
Darmkanale immer dicker und also weniger circulationsfähig wird. 
Durch diese Verdünnung wird der stockende Kreislauf befördert 
und der früher unausführbare Aderlass möglich, was kein kleiner 
Vortheil, da der Aderlass das wichtigste und grösste revul- 
sivische Mittel im Choleraanfalle ist. — Zugleich bietet diese 
Operation den sichersten und leichtesten Weg dar, die ange- 
zeigten Arzneimittel unmittelbar in den Kreislauf zu bringen. 
Da nun der Verf. die s. g. asiatische Cholera für Complication 
der weissen Ruhr (Diarrhoea cholerica oder Cholerine der Neuern, 
Dysenteria alba der Alten) mit einem kalten Fieber (Febris al- 
gida der Alten) hält, so rathet er gegen letzteres das bekannte 
Arzneimittel gegen Wechselfieber, das Chinin und zwar das Chi- 
inum murialieum, in geeigneter Gabe, etwa zu gr. j auf jede
	        
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