104 IV. Chirurgie und Augenheilkunde.
Wand eines cariösen Zahnes, die bei jeder Bewegung den kran-
ken Theil der Zunge berührte, wurde entfernt, als Mundwasser
eine Alaunsolution ( 3j auf @j) gegeben und alle 3 Stunden wur-
den 6 Gran Alaun in Pillen mit einem bittern Extracte gereicht.
Nach 17 Tagen war das Geschwür vernarbt und beim Reden
und Essen fand sich kein Hinderniss mehr. Was die Entfer-
nung der scharfen Zahnwand zur Heilung beigetragen, lässt der
Verf. dahingestellt seyn. — Ferner erhielt ein an careinomatöser
(Entartung der rechten Zungenhälfte Leidender, der Nachts und
'beim Essen furchtbare Schmerzen hatte und aashaft roch, die
Alaunauflösung, da der leidende Theil mit dem Messer nicht zu
entfernen war, als Mundwasser und auch den Alaun innerlich
alle 3 Stunden in steigender Gabe von 6—18Gr. Nach 14 Ta-
gen liessen die Schmerzen nach, das Geschwür wurde reiner
und der Geruch geringer. Der Alaun wurde nun 6 Wochen fort-
genommen, ohne dass das ‚Uebel weiter abnahm, weshalb der
Kranke die Cur aufgab, worauf das Geschwür wieder grösser
wurde. — Nächstdem brauchte eine an Mutterkrebs Leidende
Iden Alaun örtlich und innerlich ohne Erfolg, ein an chronischem
Erbrechen leidender Mann dagegen, bei dem Skirrhus des Magenmun-
des zu vermuthen stand, verlor das Erbrechen durch 3wöchentlichen
Gebrauch des Alauns (gr.jj alle 3 Stunden mit Kıtr. 0püt aquos.).
| Med. Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Preussen, Nr.15.] (K —e.)
68. Die Tinctura ipecacuanhae als Brechmit-
tel. Dr. Wırrexs lässt 1 Unze grobgestossene: Ipecacuanha-
wurzel mit 6 Unzen vom Spirius vini gallici fortioris und 8 Un-
zen Malagawein 3 Tage maceriren, dann filtriren. Anfangs 2,
sodann alle Viertelstunden 1 Esslöffel sind hinreichend, läng-
stens in 20 Minuten Brechen zu erregen, welches mit grosser
Leichtigkeit erfolgt. Für Kinder vermischt man diese Tinctur
mit Syrupus cort. aurant. [Rust’s Magazin, Bd. ME Hilft. 2.]
(H—r.
[V. CHIRURGIE und AUGENHEILKUNDE.
69. Ueber die Anwendung der Saugpumpe bei
eingeklemmten Brüchen; von G. H. R. Dr. Busch in Mar-
burg. — Schon im Jahre 180% kam der Prof. der Mathematik
und Physik Havrr, zu Gent in Belgien, auf den glücklichen
Gedanken, die Luftpumpe in einem verkleinerten Maassstabe auf
eingeklemmte Brüche anzuwenden. Er unterhielt sich darüber
mehrmals mit B.; allein die Sache kam aus Mangel an einem ge-
eigneten Apparate nicht zur Ausführung. Späterhin liess B. die
STEINISCH - STEGMANN’sche Milchbrustpumpe zu diesem Zwecke
einrichten. Er verschaffte sich eine kleine Glasglocke von 3
Zoll Höhe, mit etwas umgebogenem Rande, deren Oeffnung et-
was über 2 Zoll Durchmesser hat, und die am andern Ende