Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

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IL. Materia medica und Toxikologie. 
den, ihren Söhnen das Uebel mittheilen. Allein diese Anlage 
lässt sich weder aus der Beschaffenheit des Körpers, noch aus 
der der Haare erkennen. — Zu den Gelegenheitsursachen 
werden gerechnet: Ausschweifungen in der Liebe, was Verf, 
aber nicht zugiebt. Eben so wenig Gewicht hat die Lustseuche 
als Gelegenheitsursache, da die Calvities schon lange vor der 
Lustseuche beobachtet wurde. So werden auch die andern Ur- 
sachen, welchen gewöhnlich die Calvities zugeschrieben wird, ab- 
gefertigt, so. dass wir am Ende gar keine Gelegenheitsursache 
derselben kennen. — Prognose und Therapie. Da nicht 
allein der obere Theil der Haarwurzel zerstört wird, sondern 
selbst die ganze Haarzwiebel mit ihrem Balge abstirbtz so ist 
das Uebel völlig unheilbar. Denn dieser Theil und besonders 
jenes pulpöse Knötchen, von welchem oben die Rede war, sind 
zur Erzeugung eines neuen Haares durchaus nothwendig, so 
dass, wo sie nicht mehr vorhanden, eine Wiedererzeugung der 
Haare nicht mehr Statt finden kann. Die Calvities lässt sich 
selbst nicht in ihrem Beginne aufhalten. ‚Doch da wir wissen, 
fährt Verf. fort, dass diese Krankheit nur beim männlichen 
Geschlechte vorkommt, weibliche Individuen aber. und Knaben 
vor Entwickelung der Pubertät, sowie auch Verschnittene, ver- 
schont, — da sogar die Verschnittenen ebenso wie die Weiber 
sich eines üppigen Kopfhaarwuchses zu erfreuen haben; so kann 
man ...... schliessen, dass dasselbe Mittel, welches den Mann 
zum halben Weibe macht, die Kastration nämlich, auch das 
beginnende Kahlwerden aufhalten und die Calvities gänzlich zu 
verhüten im Stande ist. Aber freilich ist dieses. Mittel schlim- 
mer als die Krankheit selbst und kann daher keine Anwendung 
finden.‘ [Horn’s Archiv, 1882, Mai, Juni.) (V—t.) 
III. MATERIA MEDICA und TOXIKOLOGIE. 
58. Ueber die Wirkungen der Galvanopunktur; 
von Dr. Becxer. Bald nach Entdeckung‘ des Galvanismus be- 
nutzte man ihn mehrfach als Heilmittel. Einige wollten damit 
nur eine eigenthümliche Reizung oder Erregung des Nerven- 
systemes hervorbringen, andere glaubten sich des galvanischen 
Fluidums als Surrogat für die Nervenkraft bedienen zu können, 
und wohl nur die Schwierigkeit der Anbringung des. galvanischen 
Apparates scheint der Hauptgrund gewesen zu seyn, der bisher 
die allgemeinere Verbreitnng der galvanischen Curen verhinderte, 
Von anderer Seite war späterhin die bei den Japanern von Al- 
ters her gebräuchliche Acupunktur durch die Franzosen in Eu- 
ropa eingeführt worden. CLoquetT und SArLAnDIERE kamen auf 
den Gedanken, sich der Nadeln als eines Leiters für galvanische 
Elektricität in’s Innere des Körpers zu bedienen und durch Ver- 
bindung des Galvanismus mit Acupunktur die Wirkung des
	        
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