Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

I. Pathologie, Therapfe und medicinische Klinik. iz 
mas nicht immer genau unterschieden. Unter letzterem ver- 
steht man keineswegs Ansteckungsstoffe, sondern gewisse feinere, 
ihrer Materialität nach unbekannte Dinge, welche durch ihre 
schädliche Wirksamkeit die Körper eigenthümlich zum Erkranken 
bringen und zwar zum "heil Ausflüsse des Bodens seyn können, 
nachher jedoch auch in die Atmosphäre gelangen. — Das Mias- 
ma übt also zwar einen krankmachenden Einfluss aus und ist 
einem Contagium in der materiellen Feinheit ähnlich, aber es 
kann sich nicht ebenso, wie ein Contagium, durch Hervorbringung 
der Krankheit wieder erzeugen, sondern erstirbt vielmehr in der 
Krankheit, die es hervorbringt. Dass ein Contagium im stren- 
geren Sinne nur aus dem lebenden Körper, das Miasma hinge- 
gen in der Regel aus der s. g. todten Natur hervorgeht, ist 
allerdings wahr, doch lässt diese Regel auch Ausnahmen zu, 
und man darf lebende Körper nicht für durchaus unfähig halten, 
auch Miasmatisches hervorzubringen. Weber das Wesen der 
Contagien und Miasmen hat die Naturlehre bisjetzt nähere Auf- 
schlüsse noch nicht gegeben. Doch scheinen nach Allem die 
Contagien materielle Dinge zu seyn und den Namen Stoffe zu 
verdienen. Unter den Miasmen hielt man sonst das Sumpfmiasma 
für lJuftförmig und aus gewissen Gasarten bestehend, was jedoch 
HunsoLor längst so widerlegt hat, dass die Miasmen, wären 
sie dennoch luftförmig, in unbekannten Gasarten bestehen müss- 
ten. Scheinen übrigens einerseits auch die Miasmen zu den re- 
htiven Imponderabilien zu gehören, 80 spricht doch andererseits 
auch manches für das Materielle derselben, was jedoch mehr 
der eigentlichen Naturwissenschaft zur Beantwortung anheimfällt. 
Wichtiger für den Arzt ist es, dass es mehrere wirksame Po- 
tenzen von solcher subtilen Beschaffenheit giebt, dass sie theils 
aus der Atmosphäre, theils aus den Gewässern und dem Erd- 
boden entspringen, und dass man die meisten endemischen, ja 
much viele epidemische Krankheitem ihnen zuschreiben muss. 
Boch giebt es freilich auch vielerlei Anderes, was solche allge- 
meine Uebel erzeugen kann. — Wir wiesen also von den Con- 
tagien bestimmter, als von den Miasmen, dass sie eigenthümliche 
Materien sind und ‘als solche Eigenschaften besitzen, hinsichtlich 
derer sie unter sich verschieden sind, aber aueh Gemein- 
schaftliches haben. So hängen sie sich sämmtlich z. B. leichter 
an rauhe, als glatte Gegenstände an; dagegen sind einige fix, 
andere flüchtig, und zwar in verschiedenem Grade. Mit dem 
Fixen und Flüchtigen steht die Dauerhaftigkeit der Contagien 
nicht immer in geradem Verhältnisse , doch werden im Allge- 
meinen die flüchtigsten am. schnellsten unwirksam. Auch sind 
die flüchtigen Contagien in verschiedenem Grade diffusibel. Wie 
aber auch das Contagium sich verhalte: immer ‚muss es die 
Fähigkeit — welche keinem Miasma zukommt — besitzen, in 
dem von ihm afficirten Körper die entsprechende Krankheit her- 
vorzubringen und mittelst. dieser sich selbst zu erneuern. Drit- 
LA
	        
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