V. Chirurgie ünd Augenheilkunde.
von MeLLo. Als ein jetzt 3Ääjähriger Soldat vor ungefähr 12
Jahren ein Mädchen zwingen wollte, ihm zu Willen zu seyn,
ergriff‘ ihn diese beim Penis und drehte denselben sehr heftig,
worauf die Ruthe enorm zu schwellen anfing. Um die Ge-
schwulst zu beseitigen, machte ein Chirurg 4 Längenschnitte,
Nach 6 Monaten wurde der Kranke hergestellt, doch blieb immer
vine Verhärtung in der Portio membranacea urethrae ganz nahe
am Bulbus, Der Knoten war gut. zu fühlen, hatte das Volumen
einer kleinen Hasclnuss und nahm an Grösse zu, auch wurde der
so schon kleine Harnstrahl bald ganz unterdrückt. Der Kranke
musste biegsame Katheter anwenden, durch‘ welche der Harn
zum Ireien Abflusse kam. War dies der Fall, so liess er das
Instrument weg, nahm aber der Harnstrahl wieder ab, so be-
nutzte er von Neuem dasselbe. Vor 4 Jahren stieg bei einer
Gonorrhöe die Verengernng, und der Kanal wurde so empfind-
lich, dass Bougies und Katheter nicht einzuführen waren. Nach
Beschwichtigung der Knizündung wurde aber beides wieder mög-
lich. — Um die Rückkehr der Verengerung zu verhindern
suchte Auussar die im Kanal eine Vorragung bildende Ver-
härtung mit seinem Urethrotom auszuschneiden. Die Operation
schien zu gelingen, doch stellte sich in 6 Monaten ein neuer
Rückfall ein. Da der Kranke unterdess von Anwendung. des
Aetzmittels hatte sprechen hören, so bat er. BLAnDIN, dasselbe
anzuwenden, was mit scheinbarem Nutzen geschab. Nach 3
Monaten wurde jedoch der Harnstralıl wieder fadenförmig; Ka-
theter hielten einige Zeit die vollständige Harnverhaltung auf,
doch ging später der Harn nur tropfenweise und nicht. ohne
Schmerz ab. Der Kranke liess sich daher in’s Hospital Saint-
Antoine aufnehmen, wo M. die Behandlung übernahm. Die
Verhärtung an der Portio memöbran. urethrae war so bedeutend,
dass es nicht möglich schien, sie durch gewöhnliches Aetzen
zu zerstören, Sondern dass nur von eiırem ansgebreiteten , und
tiefen Aetzen, wozu der von LALLEMAND modificirte Duramp’sche
Aetzmittelträger nicht hinreichte, etwas zu erwarten sey. M.
machte daher in einen elastischen Katheter ein‘ grosses eiförmi-
ges Loch und setzte in -ein am. umgebogenen Ende eine Art
Cavität bildemles Stilet ein Stück Lapis infern. Nach Kinfüh-
rung des Katheters drehte er das Loch desselben auf die Ver-
härtung, schob nun das Stilet in den Katheter und wendete den
Höllenstein anf die Seite des Loches. Hierdurch kamen die
Wandungen der Marnröhre in unmittelbare Berührung mit dem
Aetzmittel und blieben in selbiger einige Secunden. Dies Ver-
fahren gab ein besseres Resultat, Nach Zmaliger Anwendung
des Aetzimittels schien die Verhärtung zu schmelzen, der Kranke
liess 8 Tage nachher den Katheter weg, olıne dass der Harn-
strahl kleiner wurde, und da es länger als 4 Jahr ist, dass kein
Rückfall gekommen, muss man wohl aunchnen, dass der Kranke
radical geheilt sey. fv. Freoriepy’s Notizen, Nr. 11.1 (K—e.)