Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

VI. Medicin im Allgemeinen, 509 
digkeiten. — Die medieinisch - chirurgische Akademie hat 12 
Professoren, 12 Adjunete und über 200 Kleven. Die Lazarethe. 
und das Findelhaus mit 21,000 Pflegebefohlenen gehören zu den 
Schönheiten. Sehr häufig fallen in. Moskau Steinoperationen 
vor, die mit vieler Geschicklichkeit und mit Glücke gemacht 
werden. — Rückreise über Petersburg nach Danzig. 
In Petersburg stimmte eine zusammenberufene Versammlung von 
Aerzten’ fast einstimmig für die Contagiosität der Cholera, — In 
Danzig brach die Seuche den 28. Mai aus, stieg bis zum 28. 
Juni, fiel dann bis zum 10. Juli, erhob sich jetzt von neuem 
bis zum 25. Juli, hielt sich fast 2 Wochen auf dieser Höhe und 
war am ersten September verschwunden. Von der zu Danzig 
und der Umgegend gehörigen Population von 70,014 Menschen 
erkrankten 1441; davon genasen 388 und starben 1053. In dem 
Distriete zwischen dem Festungsgraben und den äusseren Befe- 
stigungswerken war die Sterblichkeit am grössten und betrug 25 
von 1000; im Mittelpuncte der Stadt, wo die begütertste Ein- 
wohnerklasse wohnt, am geringsten und betrug 5 von 1000, 
Unser Verf. bezog in Danzig ein Choleraspital, was ihm über- 
geben worden war, und wo er seine Kranken auch des Morgens 
um 3 Uhr schon besuchte. Es wurden daselbst 139 (worunter 
78 männliche) aufgenommen. Es starben 99 (52 männliche) und 
genasen 40 (26 männliche) Kranke. Der jüngste Kranke war 
ein Knabe von 4 Monaten; der älteste über 90 Jahre alt. Die 
grösste Sterblichkeit fiel zwischen dem 51— 60. Jahre; die ge- 
ringste zwischen dem 16-—20. Es erkrankten viele Kinder. 
Die Ursache der Seuche wurde auch hier nicht ganz ermittelt; 
allein es kamen im Verlaufe der Seuche mehrere Beweise von 
wirklicher Ansteckung vor. Die gefährlichsten Tage (nach. den 
ersten 48 Stunden) der Krankheit waren der Anfang des 5. und 
des 9.3 in jener Zeit endete gewöhnlich die im MNachstadium 
erscheinende Diarrhöe, in der letztgenannten Zeit der eigent- 
liche Sopor. Allein diese späte Entscheidung kam in der Pri- 
vatpraxis weit seltener vor, als in den Spitälern, denn dort er- 
folgte, mit wenigen Ausnahmen, schon in den ersten 24 Stun- 
den Tod oder Besserung. Und was ist der Grund davon? In 
den Spitälern wurden fast einzig und allein solche Leute aufge- 
nommen, deren Körperkraft durch Noth und Armuth auf das 
Minimum der Lebenskräfte herabgebracht: mithin zu einer 
schnellen Verarbeitung der Krankheit nicht fähig schien. Mit 
jedem 10. Lebensjahre werden die Genesungen seltener, jedoch 
mit der Ausnahme, dass sie im zweiten Jahrzehend häufiger sind 
als im ersten, und im siebenten häufiger als im sechsten. Diese 
Caprice soll bei der Cholera constant seyn. Die Genesung ging 
rasch vor sich und dauerte etwa 1— 1} Wochen. Nachdem 
Verf. noch in Danzigs Umgegend manches im Betreff der Cho- 
lera in Augenschein genommen hatte, traf er, nach einer 10 mo- 
natlichen Abwesenheit, den 16. October 1831 zu Berlin wieder
	        
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