Ill. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 43
geröthet. — Dritte Beobachtung. Ein junger Schreiner,
später Soldat, hatte schon lange am Bluthusten, Schmerz in der
Brust, beengtem Athemholen, Herzklopfen u. s. w. gelitten, als
er in der Hospitalklinik Aufnahme fand. Er klagte über Ath-
mungsbeschwerden, über beengendes, zusammenschnürendes Ge-
fühl im untern Theile des Halses. Die Jugularvenen klopften,
der Herzschlag war mehr als gewöhnlich ausgebreitet, und dabei
konnte das Geräusch der Systole und Diastole nicht unterschie-
den werden. Man hörte mehr nach rechts ein blasebalgähnliches
Geräusch. Der Puls des Herzens und der Arterien setzte bis-
weilen gleichzeitig aus. Man erkannte diesen Zustand für Er-
weiterung der Kammern und Verengerung der Aorteneinmündung
in das Herz. Aderlass und Digitalis stellten den Kranken her,
(Fortsetzung wird versprochen.) [Horn’s Archiv, 1832, St. 1.)
V—t.
357. Zwei Fälle von Pericarditis; von Or ek Euzaor-
son. — T. J., 16 Jahre alt, wurde, nachdem er kurz zuvor an
rheumatischen Zufällen gelitten hatte, von einem Schmerze in
der Gegend des Herzens befallen, welchen äussere Berührung
vermehrte; Puls und Herz schlugen heftig und stark; das
Stethoskop, auf den linken Ventrikel gesetzt, liess bloss die ge-
steigerte Thätigkeit desselben vernehmen, nicht aber den 8. g.
Biasebalgton, sowie auch, wenn man damit um das Herz herum
ging, kein widernatürlich dumpfer Ton gehört wurde. Kine
Herzerweiterung konnte E. deshalb nicht vermuthen , sondern
hielt das Uebel für entzündlich, wozu ihn auch das vorhandene
Fieber berechtigte. Demzufolge liess E. zu wiederholten Malen
Blutegel an die Herzgegend setzen und gab innerlich das Vi-
num colchici. Beide Mittel wurden, neben magerer Kost und
Ruhe im Bette, nach Erforderniss der Umstände, mit grösserer
oder geringerer Beharrlichkeit fortgesetzt, und der Kranke ge-
nas. — Kinen zweiten, ähnlichen Fall, nur in höherem Grade,
beobachtete E. bei einem 15jährigen Knaben, welcher ebenfalls
früher an rheumatischen Beschwerden gelitten hatte, und erst
zeit 5 Wochen krank zu seyn vorgab. Die Herzthätigkeit war
ungemein gesteigert: der Schmerz wurde durch Druck vermehrt ;
man hörte durch das Stethoskop einen lauten, starken Blase-
balgton in dem Augenblicke, wo das Blut das Herz verlässt,
und zugleich einen ungewöhnlich dumpfen Ton, wenn man das-
selbe über die Herzgegend hinwegführte. E, liess sogleich ei-
nen Aderlass von 10 Unzen machen und reichte dem Kranken
3 Gran Kalom. und eine Gabe Rhabarber. Am folgenden Tage
wurden abermals 10 Unzen Blut mittelst Schröpfköpfe, auf die
Herzgegend gesetzt, entzogen; das Kalom. zu 3 Gran des Tags
zweimal fortgesetzt, flüssige Nahrung gestattet, und von jetzt an
täglich, oder einen Tag um den andern 10 bis 12 Blutegel an
die Herzgegend gelegt, bis endiich der Kranke so ziemlich ge-
zchwächt war. Der Gebrauch des Kalom. wurde unterlassen.