52 Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Harnes aber wurde dunkelröthlichbraun und die Temperatur
des letztern stieg merklich. Zwischen diesem Harne und der
Säure war also eine Zersetzung erfolgt. Um diese zu vermei-
den, wurde die Salpetersäure mit einem gleichen "Theile Wasser
verdünnt und mit dem diabetischen Harne’in einer Flasche ver-
mischt, die man sogleich in eine Mischung von Schnee und
Kochsalz senkte, wobei die Farbe der Mischung bleich blieb
und eine reichliche Krystallisation von salpetersaurem Harnstoffe
erfolgte. — Um zu wissen, ob wohl Zucker die Bildung von
salpetersaurem Harnstoffe verhindere, wurden später zu 1000
Gran gesundem Harne 30 Gran Zucker gesetzt und eine gleiche
Menge Harn rein gelassen , beiden Flüssigkeiten aber nach dem
Abrauchen in gleichem Verhältnisse Salpetersäure zugesetzt. Im
Harne olıne Zucker kam die gewöhnliche Krystallisation zum
Vorscheine, der den Zucker enthaltende Harn aber wurde dun-
kel und gab uur eine sehr geringe Menge salpetersauren Harn-
stoff. — Nach genauen Analysen des diabetischen Urins, bei
denen die Menge des Harnstoffes unter 1000 Theilen von 6 bis
zu 13 Theilen variirte, muss man die Annahme, dass diese
Krankheit in Umwandlung des Harnstoffes in Zucker bestehe,
wohl für unhaltbar‘ erklären. Es währt nämlich .die Absonderung
dieses. vegetabilischen Bestandtheiles fort, ohne nur irgend auf
die Absonderung der andern Bestandtheile des Harnes zu wirken.
Uebrigens vermehrt die Menge der eingenommenen Flüssigkeit
die des abgehenden Harnes bedeutend und vermindert also die
Auantitäten der normalen Bestandtheile des Harnes in einer ge-
gebenen Menge nicht wenig. Dies und die Schwierigkeit, die
leicht veränderlichen Bestandtheile des Harnes vor Wirkung der
bei solchen Untersuchungen benutzten Substanzen zu schützen,
hat zu der Annahme geführt, dass die Harnruhr auf Vermiude-
rung der Menge des Harnstoffes und auf überschüssiger Abson-
derung von Zucker beruhe und dass diese Bestandtheile in ihren
Rus ntitäten abwechselten und Eiweissstoff zum Vorscheine komme,
wenn bei Genesung der Zucker wieder in Harnstoff verwandelt
werde, oder bei zunehmendem Uebel der Harnstoff in Zucker
übergehe, während, wenn man die Verdünnung mit in Anschlag
bringt, Harnstoff, Salze und wahrscheinlich auch Harnsäure
ebenso im normalem Zustande zugegen sind, und die Absonde-
mung des Zuckers als primäre Abweichung aufiritt. [v. Froriep’s
Notizen, Nr. 4124, nach Lond, medic. Gazette, 30. Apr. 1832.]
(K-— e.)
[IXI. PATHOLOGIE, THERAPIE und MEDICINISCHE KLINIK.
852. Beobachtungen der Viener Aerzte über die
epidemische Brechruhr und ihre Heilart; aus den vor-
relegten Berichten derselben zusammenzestellt. Leichter, kurz-