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IV. Materia medica und Toxikologie,
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trete. Ueberhaupt, sagt der Verf., wolle er bloss diese Lehre
angreifen , so habe er, was er leicht im Stande sey, nur dar-
zuthun , dass die Anhänger derselben auch da Entzündung an-
nehmen, wo in der That gar keine vorhanden, allein es ist ihm
darum zu thun, zu beweisen, dass eben da, wo in der That
eine Entzündung des Digestionskanales existirt, es die Abführmit-
tel sind, zu welchen wir unsere Zuflucht nehmen müssen. Er
führt an, dass in England, bei der Enteritis, welche mit Ver-
stopfung verbunden ist, nach gehöriger Blutentleerung, die stärk-
sten Abführmitiel gereicht werden, und der Kranke sogar nur
dann erst ausser Gefahr erklärt wird, wenn beträchtliche Stühle
erfolgt sind. Dem möglichen Einwurfe, dass hier die Verstopfung
die Theile mechanisch reize, und der Nutzen der Abführmittel
darin liege, dass sie diese mechanische Ursache heben, glaubt
er dadurch zu begegnen, dass er ‚sagt: Entzündung macht die
Krankheit aus, die Verstopfung ist, im Allgemeinen, nur ein
blosses Symptom; doch auch im umgekehrten Falle würde er
deshalb Recht behalten, weil in der KEnteritis doch stets,
wodurch sie auch veranlasst sey und erhalten werde, Entzün-
dung vorhanden sey, die durch Purgantia nicht verschlimmert,
sondern mehr, als durch irgend ein anderes Mittel, gelindert
werde, Man hat behauptet, die mit Verstopfung gepaarte Ent-
zündung habe ihren Sitz gänzlich, oder grössten Theils, in der
serösen Haut, was jedoch durch die pathologische Anatomie
widerlegt ist. Einen andern Beweis für deu Nutzen der Abführ-
mittel ‚entnimmt der Verf. aus der vortheilhaften Wirkung, die
sie nach der Operation eingeklemmter Brüche äussern. Hier
tritt allemal, selbst wenn die Einklemmung nur wenige Stundei
dauerte, Entzündung ein, und Niemand kann den Nutzen ’der
Abführmittel in solchen Fällen läugnen, Die Wirksamkeit‘ star-
ker Gaben von Kalomel gegen die verschiedenen dysenterischen
Affectionen, welche in den Tropenländern so häufig vorkommen,
ist hinlänglich bewiesen, und doch sind diese Leiden entzünd-
licher Natur, bestehen hauptsächlich in Entzündung der Schleim-
haut des Speisekanales. Der Brovssais’schen Lehre züfolge
müssten die entzündlichen Symptome, je stärker die Gabe, um
go heftiger werden. Das Gegentheil beobachten wir aber, so-
bald wir nur nicht das Maass überschreiten, und die Erfahrung
zeigt, dass reichliche Gaben kleinen bei weitem vorzuzichen
sind. Bei katarrhalischen Affectionen, selbst mit acuter Entzün-
dung, sah der Verf. das Leiden dann am schnellsten weichen,
wenn gleich Anfangs starke Ahbführmittel gereicht worden waren.
Ganz ungünstige Resultate lieferte die in einigen solchen Fällen
eingeschlagene Brovssaris’sche Methode. Die Krankheit hielt
lange an, und wurde sie endlich von der Natur überwältigt, 80
blieb ein grosser Schwächegrad, vorzüglich in den Verdauungs-
organen, noch sehr lange Zeit zurück. [London med. Gazette,
November 1831.] (U—r.)