Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
[V. GY7wäKOLOGIE und PÄDIATRIK. 
339. Ein Fall von seirrhösen Degenerationen 
jes Dickdarmes, welcher mit Graviditas extra- 
uterina verwechselt wurde; von Dr. AvdoLPH SCHUPMANN 
zu Geseke in Westphalen. Eine etliche 30 Jahre alte, sonst 
immer gesunde und starke Frau, Mutter eines 3jährigen gesun- 
den und starken Mädchens, seitdem aber nicht wieder schwan- 
ger, hatte schon längere Zeit, anscheinend krampfartige, Unter- 
leibsbeschwerden; für deren Ursache der Verf. Würmer, an 
denen die Frau angeblich viel litt, hielt, weshalb er ihr Anthel- 
mintica gab, worauf eine grosse Anzahl Mastdarm- Würmer, je- 
doch ohne besondere Besserung ihres Zustandes, abgingen; die 
Schmerzen wichen nicht, sie hatte keinen Appetit, bittern Ge- 
schmack, gallig belegte Zunge, häufiges Aufstossen, Vomituri- 
tionen und besonders des Morgens wässeriges Erbrechen; dazu 
schmerzhaften Druck in der rechten Weichengegend, der durch 
äusseren Druck vermehrt wurde, olıne dass hier eine Geschwulst 
wahrzunehmen gewesen wäre; krampfstillende, auflösende und 
wegen öfters vorhandener Verstopfung gereichte leicht abfüh- 
rende Mittel etc. besserten den Zustand etwas, aber das Er- 
brechen blieb; doch versorgte Pat. ihre häuslichen Geschäfte, 
und der Verf. hörte Monate lang nichts von ihr, als dass sie 
noch an jenem Schmerz im Unterleibe leidez mehrere Aerzte 
hatten sie seitdem, wiewohl erfolglos, behandelt; ihr Uebel 
wuchs täglich, es hatte sich eine bedeutende Geschwulst über 
dem rechten Darmbeine ausgebildet und sie musste fast immer 
das Bette und die Stube hüten. Ein anderer hinzugerufener 
Arzt, der das Uebel für Graviditas ovarü dextri erklärte, schlug 
als letztes und einziges Mittel den Bauchschnitt vor; zuvor wurde 
jedoch noch ein Consilium von $ Aerzten, unter denen auch 
der Verf. sich befand, veranstaltet; er fand die Frau abgema- 
gert, mit eingefallenem, blassem, erdfahlem Gesichte, und einem 
eigenthümlichen , leidenden Ausdrucke in den Zügen, die besön- 
ders in den‘ Paroxysmen des Schmerzes grässlich verzerrt wur- 
den; Hände und Füsse ödematös geschwollen, den Puls faden- 
förmig, kaum noch fühlbar; über dem rechten Darmbeine an- 
fangend, bis zur. Lebergegend herauf und seitlich bis über den 
Nabel nach linkehin reichend, dann tief in das Becken, beson- 
ders an der rechten Seite herabgehend, fühlte man eine rund- 
liche, unebene, höckerige, sehr grosse, harte, wenig beweg- 
liche, wie es schien, mit den Bauchdecken verwachsene Ge- 
schwulst, in welcher die Kranke unaussprechlich heftige, bren- 
nende, paroxysmenartig mit dem Gefühle von Contraction in der 
Geschwulst sich steigernde und nur durch äusseren Druck auf 
sie während eines Anfalles mit den Handflächen etwas zu Vver- 
mindernde Schmerzen empfand; der Appetit fehlte ganz, und es 
waren alle obenerwähnten Symptome gestörter Verdauung zuU-
	        
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