IV. Materia medica und Toxikologie. e 35
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sonen erinnert, die an Lungenschwindsucht hart darnieder liegen,
und da seit einiger Zeit das Venensystem nach dem Ausspruche
sehr achtbarer Aerzte das vorherrschende ist, so wurde St. da-
hin geleitet, die Ursachen der vorherrschenden Venosität und
der Cholera, als eines eminenten Grades der Venosität, auf dem
Wege der Chemie und Physik zu suchen. — Dass sich das
venöse Blut von dem arteriellen hauptsächlich durch den grös-
seren Kohlengehalt unterscheidet, ist allbekannt. Eben so be-
kannt ist der Decarbonisationsprocess in der Lunge, der sich,
wiewohl etwas mangelhaft, auf zweierlei Art erklären lässt:
durch doppelte Wahlverwandtschaft und durch Elektricität. In
beiden Fällen erscheint bei hinlänglich intensivem Processe Feuer,
weiches auf unsere Sinne doppelt, nämlich wärmend und leuch-
tend, wirkt. Was nun die vorherrschende .Venosität und das
Stillstehen des Blutes wegen starker Anhäufung des Kohlen-
stoffes in demselben bei der Cholera anlangt, so ist die Ursache
davon in dem unvollkommenen Respirationsprocesse in der Lunge
zu suchen, der durch Mangel an Sauerstoff in der Atmosphäre
verursacht wird. Verbrennt nicht aller Kohlenstoff in der Lunge,
so wird 1) nicht hinlänglicher Wärmestoff frei, um dem Körper
die nöthige Wärme zuzuführen; 2) aber wird auch nicht hin-
länglicher Lichtstoff an die Nerven abgesetzt, und die Lebens-
thätigkeit sinkt. Beide Mängel werden zuerst da {fühlbar, wo
sich‘ zuerst Wärme und Leben aussprechen, nämlich in
den Capillargefässen, als der Quelle der Wärme, und in
den Assimilationsorganen, in welche die Spitzen der Verästungen
des Gangliensystemes auslaufen. Daher beobachtet man Schwin-
del, Durchfall, Erbrechen, Erstarren und Blauwerden der Ex-
tremitäten, Abnehmen und Kaltwerden der Athemzüge u. s. w.
Die Grundursachen der Cholera sind demnach in den Verrich-
tungen der Lunge zu suchen und nur durch die Lunge darf
man unmittelbar sichere Heilung oder '’auch Prophylaxis hoffen.
— Versuche mit dem reinen Sauerstoffgas hatten, wie wohl zu
erwarten war, da nach KEinathmen desselben nur Ausathmung
einer grössern Menge von Kohlensäure und, Disposition zu Ent-
zündungen beobachtet wird, keinen besondern Krfolg. Dagegen
besitzen wir im oxydirten Stickgas einen Stoff, der, wenn er
eingeathmet wird, auf den menschlichen Organismus die Er-
scheinungen hervorbringt, die wir nach Alkohol oder Opium
wahrnehmen, nur sind sie beim vorsichtigen Einathmen dieses
Gases unschädlicher, als die nach Anwendung der eben genann-
ten Mittel eintretenden. Dass übrigens das Kinatlımen des 0XJ-
dirten Stickgases in unserm Körper auffallendere Erscheinungen
hervorbringt, als das Einathmen des reinen Sauerstoffgases, hängt
davon ab, dass der bei dieser Gelegenheit Statt findende Pro-
cess in der Lunge einer Verpuffung gleichgestellt werden muss,
begründet auf Losreissung des Sauerstoffes vom Stickstoff und
Verbindung mit dem Kohlenstoff des venösen Blutes; Da es nun
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