Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

[IL Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 405 
Dr. v. Powmer zu Heilbronn. Ob sich auch die indische Cho- 
lera von Frankreich aus dem Rheine sehr nähert, so ist doch 
der Gesundheitszustand am letztern, besonders in Strassburg, 
sowie auch am Neckar, noch sehr günstig und, ausser gutarti- 
gem Scharlach und sporadischem Schleim - und Nervenfieber, 
herrscht daselbst keine allgemeine Volkskrankheit. Eben so 
günstig ist auch der Gesundheitszustand der Thiere. Dagegen 
möchte die Bemerkung nicht unwichtig seyn, dass die gewöhn- 
liche Cholera unter Kindern im August d. v. J. im Vergleich zu 
andern Jahren ganz ungewöhnlich häufig und tödtlich zum Vor- 
scheine kam; was wohl im Kleinen nachweisen dürfte, dass die 
Neigung zur Entstehung dieser Krankheit gegenwärtig eine ziem- 
lich allgemein verbreitete sey. Auch unter Erwachsenen wurden 
häufiger ‚als sonst im genannten Monate Kardialgieen, Koliken 
und Durchfälle, theils allein, theils mit einander verbunden, 
beobachtet, obgleich sie nicht zu einer eigenthümlichen Epide- 
mie heranwuchsen, und auch die Cholera der Kinder liess schnell 
wieder nach, da im September nur ein Fall noch tödtlich ver- 
lief. Auch traten im letzten Monate die häufigen Affectionen 
der Unterleibsorgane wieder zurück. — Merkwürdig ist es, 
dass TRırschHLER in Canstadt vom MHerbste 1830 bis zum An- 
fange des Sommers 1831 oft in schwächerem oder stärkerem 
Grade eine Schweisssucht beobachtete, während um diese Zeit 
Parotidengeschwülste und Mandelbräunen, Rötheln, Scharlach, 
Scharlachfriesel und einfacher acuter Friesel ungemein oft in 
und um Canstadt vorkamen. Mit dem Auftreten der Influenza 
verschwanden Schweisssucht und Exantheme und bald nach der 
Influenza zeigten sich gastrische Fieber, Durchfälle und Brech- 
durchfälle, die das ganze Jahr hindurch anhielten, da fast jede 
leise Störung der Gesundheit, so wie jede bedeutendere sich 
auf den Unterleib so bezog, wie sie früher sich im äussern 
Hautsysteme offenbart hatte. Wie in den frühern Monaten Viele 
sonst Gesunde übermässig schwitzten, so bekamen Viele in den 
letzten Monaten häufigere und flüssigere Stühle, sie schwitzten 
einwärts. Die epidemische Diathese war mehr centripetal ge- 
worden. Sollte diese, über die gewöhnliche Zeit hinaus sich 
erstreckende Neigung zu Durchfällen auch, wie es wohl aller- 
dings der Fall gewesen ist, in anderen Gegenden vorgekommen 
seyn, so wäre sie vielleicht als leiser Schatten der östlichen 
Weltseuche im südlichen Deutschland zu betrachten, als schwa- 
cher Hauch derselben in einer Region, in der sie nicht zur 
vollen Entwickelung kommen kann. — Dass die in unserem 
Himmelstriche einheimische sporadische Cholera eine nur dem 
Grade, nicht aber dem Wesen nach von der orientalischen ver- 
schiedene Krankheit sey, zeigen drei Fälle, die RöscH in Schwen- 
ningen im Februar und October 1831 beobachtete. In den bei- 
den erstern erkrankten 2, in einem Hause lebende sonst ge- 
sunde Brüder von 30 und 1% Jahren ohne äussere Ursache,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.