388 I. Anatomie und Physiologie.
schleiehenden Hirnentzündung Blutegel an den Kopf gelegt, Kly-
stiere und andere ableitende Mittel fruchtlos angewendet wor-
den, wurde endlich das anhaltende Erbrechen durch eine Brause-
mixtur gestillt; nach 14 Tagen, in welcher Zeit er sich wieder
erholt hatte, setzte er sich wahrscheinlich bei einer öffentlichen
Lustbarkeit, zu der ihn seine Eltern bei heiterer aber sehr heis-
ser Witterung mitnahmen, irgend einem Diätfehler oder einer Er-
kältung aus, befand sich unmittelbar darauf unwohl, und am 3.
Tage stellte sich das Erbrechen nebst allen übrigen früheren
Krankheitserscheinungen bei kühler, trockener Haut wieder ein;
alle früher angewandten Mittel, Salzbäder u. a. m. blieben er-
Folglos, und der Knabe starb plötzlich, nachdem sich zu dem un-
ausgesetzten Erbrechen Erstickungszufälle gesellt hatten. — Die
Leichenöffnung zeigte die Kopfhöhle nebst allen darin enthaltenen
Organen vollkommen normal; in der Brusthöhle aber fand sich
las ganze linke Carum thoracis fast bis zur 2, Rippe herauf
mit Darmwindungen angefüllt; die linke Lunge war so klein und
verkümmert, dass sie kaum den 6. Theil ihrer normalen Grösse
betrug, schlaff, lederartig, fast luft- und blutleer, von röthlich
weisser Farbe, jedoch noch von ihrer Pleura umgeben; sie ent-
hiklt ein erbsengrosses kalkiges Concrementz die rechte Lunge
war durchaus normal und gut gebildet; die Thymus war noch
vorhanden; das übrigens normale aber schlaffe und mehr läng-
lich geformte Herz stand mehr perpendikulär, fast in der Mitte
der Brusthöhle, doch mehr nach rechts hin und bildete gleich-
sam eine grade Scheidewand zwischen beiden Brusthöhlen; auf
der Mitte der Wirbelsäule, rechts von der Aorta stieg der Oeso-
phagus zum Zwerchfelle durch sein Foram, oesopkh. in die Bauch-
höhle herab, welche fast ganz allein der enormgrosse Magen
ausfüllte, der mit seiner Cardia gleich unter dem Zwerchfelle
begann, bis zur Blase senkrecht herabstieg, sich hier gleichsam
mit einem verlängerten Pylorusende wieder nach aufwärts und
nach rechts hin unter dem scharfen Rande der concaven Leber-
fläche in die Höhe schlug, und sich nun, in das Duodenum über-
gegangen, hinter seiner Cardia mehr nach hinten und links durch
eine eigene, etwa 1}” weite, runde, ganz mit tendinösen Rän-
dern umgebene Oeffnung im Zwerchfelle in die linke Brusthöhle
wendete, wo sich sämmtliche dünne und dicke Gedärme mit
Ausnahme des linken Colon, des S romanıum und des Mast-
darmes befanden, die durch dieselbe regelwidrige Oeffnung im
Zwerchfelle wieder in die Bauchhöhle herabtraten und hier ganz
normal verliefen; die Dünndärme lagen mehr nach aussen, zu-
nächst den Rippen, das Colon dextrum und transversum mehr
nach rechts an das Herz gränzend; am Col. transvers. fanden
zich viele kleine Fortsätze uud Verlängerungen des Bauchfelles,
zleichsam Rudimente des grossen Netzes; der wohl um das drei-
[ache vergrösserte ganz leere Magen hatte stark ausgebildete
Muskelfasern, eine mehr echlaffe und verdickte Schleimhaut, die