IV. Chirurgie und Augenheilkunde. 367 
zündung nicht mehr möglich ist, und da diese fast immer eine. 
chronische ist, so fehlt es sogar an Zeichen, die in der ersten 
Zeit die Gegenwart des Eiters verrathen. Nach und nach senkt 
sich letzteres nach dem Verlaufe des Psoas und kommt in der 
Leiste zum Vorschein, oder bahnt sich einen andern Weg. Es 
entstehen nun fistulöse Eitergänge, ja nicht selten Caries, und 
endlich stirbt der Kranke an Erschöpfung. Der günstigste Aus- 
gang ist da zu erwarten, wo sich, ohne dass Eiterkanäle in der 
Tiefe des Beckens vorkommen, der Kiter in der Lende zeigt. 
Es ist daher dem Kranken eine andauernde horizontale Rücken- 
lage und die Lage mit der Lendengegend auf einem grossen Kata- 
plasma, um den Eiter dahin zu locken, anzurathen. Dabei ist 
aber eine baldige Oeffnung des Abscesses nicht zu versäumen, 
da der spontane Durchbruch meist erst geschieht, wenn der 
Kranke am Zehrfieber leidet, was F. mit dem Falle einer Frau 
belegt, wo der Abscess eich erst kurz vor dem Tode öffnete, 
An diese Beobachtung reiht der Verf. 2 Fälle von gelungener 
Heilung bei Psoas-Abscessen, die nicht unwichtig sind. Der 
erste betrifft eine 46jährige Frau, die an Wassersucht leiden 
sollte. Da jedoch die schon sehr erschöpfte Kranke den linken 
Schenkel, den sie gebogen hielt, nicht gut beugen konnte, ohne 
Schmerz in der Kreuzgegend zu fühlen, die linke Lendengegend 
ohne veränderte Hautfarbe etwas mehr als die rechte aufgetrie- 
ben und gespannt erschien, beim Druck auf diese Stelle dumpfe 
Schmerzen bis zum After sich erstreckten und die Rückenlage 
dabei die erträglichste war, 0 stellte F. ‚die Diagnose auf 
Paoas - Abscess, verordnete ein grosses Kataplasma und machte 
2 Tage später die Incision, durch- die er 2 Quart eines sehr 
übelriechenden KEiters mit augenscheinlicher Eleichterung der 
Kranken entleerte. Nach 4 Wochen befand sich die Kranke 
wieder völlig wohl. — Der 2. Fall betraf einen 36jährigen 
Schuhmacher, über dessen Befinden früher dem Verf. nur von 
der Frau des Kranken referirt worden war, wo er das Uebel 
für chronische Hepatitis hielt. Als er jedoch den Kranken selbst 
sah, die nicht aufgetriebene , noch in der Farbe veränderte 
Lendengegend beim Drucke schmerzend fand und erfuhr, dass 
sich auch hier der Schmerz bis zum After erstrecke und die 
Bewegung des entsprechenden Schenkels, der gebogen gehalten 
wurde, im Kreuze Schmerz verursache, so hielt er das Uebel 
für Psoas- Abscess, legte ein Kataplasma, gab innerlich China 
und öffnete am 6. Tage den Abscess, aus dem sich viel Eiter 
entleerte. Der Kranke genas sehr bald völlig. — Noch sey 
erwähnt, dass auch andere Eitergeschwülste: in der Lendengegend 
vorkommen, die man bei oberflächlicher Beobachtung mit Psoas- 
Abscessen verwechseln kann. Diese haben aber ihren Sitz ausser- 
halb des Bauchfelles, eind grösser, tragen mehr den phlegmo- 
nösen Charakter an sich und zeigen nicht die eben aufgestellten 
eigenthümlichen Symptome der Psoas- Abscesse. — Was die