Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

[V.. Chirurgie. und Augenheilkunde. 
dass die Verbesserung des den Abscess erzeugenden Grundübels 
bei der Cur ein Haupterforderniss ist, und dass das topische 
Verfahren allein nie ausreicht. Was dies anlangt, so ist der 
einfache Kinschnitt an der geeigneten Stelle das wichtigste Mit- 
tel. Uebrigens kann man den kalten Abscess örtlich, wie den 
phlegmonösen, behandeln, nur mit dem Unterschiede, dass man 
bei jenem den Kinschnitt, den man hier .nie zu früh machen 
kann, vorausschickt und erst nach Entleerung des Kiters einige 
Tage lauwarme Breiumschläge auflegen lässt, so dass diese durch 
gelinden. Druck die Wandungen der Abscesshöhle in gegenseiti- 
ger Berührung erhalten. Die schnelle Entleerung einer solchen 
Geschwulst haben einige, wohl nicht mit Recht, für sehr nach- 
theilig erklärt, und eben so sehr hat man das Eindringen der 
atmosphärischen Luft in die Eiterhöhle für schädlich gehalten, 
doch ist die Luft besser als ihr Ruf. — Kine eigenthümliche, 
wichtige Form von KEitergeschwülsten bilden die s. g. Conge- 
stionsabscesse, die von ihrem ursprünglichen Herde ent- 
fernt durch Senkung des Kiters entstehen und Caries im Hinter- 
grunde haben. Sie sind nicht immer unheilbar, sondern weichen 
oft Kataplasmen aus Weizenkleien und warmem Wasser und der 
Incision. Selbst gegen Caries richten, als topische Mittel, diese 
Kataplasmen oft mehr aus, als die s. g. anticariösen‘ Mittel, 
wenn ihre Anwendung nur lange und beharrlich fortgesetzt wird. 
— Auch giebt es Abscesse, welche durch Infection entstehen, 
d. h. solche, weiche Folge der Aufsaugung eines von aussen 
eingedrungenen Stoffes sind und oft die heftigsten Beschwerden, 
ja selbst deu Tod erzeugen. Unter diesen. Abscessen verdienen 
die eine besondere Beachtung, welche von Uebertragung an- 
steckender Krankheitsstoffe von Leichen herrühren und nament- 
lich von solchen, die an Katzündung der serösen Häute mit Ex- 
sudation und Brand gelitten hatten. F. selbst zog sich vor 10 
Jahren einen solchen Abscess am rechten Vorderarme durch die 
Oeffnung eines an Pejitonitis exrsudativa Verstorbenen zu und 
wurde von v. WaALTHER sehr glücklich mit antiphlogistischen 
Mitteln behandelt. — Nach der se eben im Auszuge mitgetheil- 
ten generellen Betrachtung der Abscesse erörtert der Verf. die 
Psoas-Abscesse und die am Nabel vorkommenden. Was 
erstere betrifft, so bilden sie. eine abgeschlossene , für sich da- 
stehende Krankheit, deren Causalmomente noch sehr dunkel 
sind. Das Uebel kommt fast ausschliesslich nur bei Menschen 
im mittlern Alter vor und beginnt wohl mit Entzündung des den 
Psoas und lHiacus. umgebenden Zeilgewebes. Die Anlage dazu 
scheinen besonders einseitige , anhaltende Anstrengungen dieser 
Muskeln zu erwecken, denen man, auch in Bezug auf andere 
Krankheiten, bisher nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet hat. 
Im Anfange ist die Psoitis selten mit grossen Beschwerden ver- 
bunden, weshalb sie oft verkannt, oder die ärztliche Hülfe erst 
dann verlangt wird, wenn die Zertheilung der primitiven Ent-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.