[V.. Chirurgie. und Augenheilkunde.
dass die Verbesserung des den Abscess erzeugenden Grundübels
bei der Cur ein Haupterforderniss ist, und dass das topische
Verfahren allein nie ausreicht. Was dies anlangt, so ist der
einfache Kinschnitt an der geeigneten Stelle das wichtigste Mit-
tel. Uebrigens kann man den kalten Abscess örtlich, wie den
phlegmonösen, behandeln, nur mit dem Unterschiede, dass man
bei jenem den Kinschnitt, den man hier .nie zu früh machen
kann, vorausschickt und erst nach Entleerung des Kiters einige
Tage lauwarme Breiumschläge auflegen lässt, so dass diese durch
gelinden. Druck die Wandungen der Abscesshöhle in gegenseiti-
ger Berührung erhalten. Die schnelle Entleerung einer solchen
Geschwulst haben einige, wohl nicht mit Recht, für sehr nach-
theilig erklärt, und eben so sehr hat man das Eindringen der
atmosphärischen Luft in die Eiterhöhle für schädlich gehalten,
doch ist die Luft besser als ihr Ruf. — Kine eigenthümliche,
wichtige Form von KEitergeschwülsten bilden die s. g. Conge-
stionsabscesse, die von ihrem ursprünglichen Herde ent-
fernt durch Senkung des Kiters entstehen und Caries im Hinter-
grunde haben. Sie sind nicht immer unheilbar, sondern weichen
oft Kataplasmen aus Weizenkleien und warmem Wasser und der
Incision. Selbst gegen Caries richten, als topische Mittel, diese
Kataplasmen oft mehr aus, als die s. g. anticariösen‘ Mittel,
wenn ihre Anwendung nur lange und beharrlich fortgesetzt wird.
— Auch giebt es Abscesse, welche durch Infection entstehen,
d. h. solche, weiche Folge der Aufsaugung eines von aussen
eingedrungenen Stoffes sind und oft die heftigsten Beschwerden,
ja selbst deu Tod erzeugen. Unter diesen. Abscessen verdienen
die eine besondere Beachtung, welche von Uebertragung an-
steckender Krankheitsstoffe von Leichen herrühren und nament-
lich von solchen, die an Katzündung der serösen Häute mit Ex-
sudation und Brand gelitten hatten. F. selbst zog sich vor 10
Jahren einen solchen Abscess am rechten Vorderarme durch die
Oeffnung eines an Pejitonitis exrsudativa Verstorbenen zu und
wurde von v. WaALTHER sehr glücklich mit antiphlogistischen
Mitteln behandelt. — Nach der se eben im Auszuge mitgetheil-
ten generellen Betrachtung der Abscesse erörtert der Verf. die
Psoas-Abscesse und die am Nabel vorkommenden. Was
erstere betrifft, so bilden sie. eine abgeschlossene , für sich da-
stehende Krankheit, deren Causalmomente noch sehr dunkel
sind. Das Uebel kommt fast ausschliesslich nur bei Menschen
im mittlern Alter vor und beginnt wohl mit Entzündung des den
Psoas und lHiacus. umgebenden Zeilgewebes. Die Anlage dazu
scheinen besonders einseitige , anhaltende Anstrengungen dieser
Muskeln zu erwecken, denen man, auch in Bezug auf andere
Krankheiten, bisher nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet hat.
Im Anfange ist die Psoitis selten mit grossen Beschwerden ver-
bunden, weshalb sie oft verkannt, oder die ärztliche Hülfe erst
dann verlangt wird, wenn die Zertheilung der primitiven Ent-