Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

IV. Materia medica und Toxikologie. 
einiger Zeit unter den bedenklichsten Erscheinungen offenbarten. 
Dieser Kinwand ist jedoch ganz ungegründet. Allerdings sind 
diese Mittel, wie alle energisch wirkenden, fähig, üble Zufälle 
hervorzurufen, wenn sie unvorsichtig, zu unpassender Zeit und 
in nicht gehörig berechneten Gaben gereicht werden. "Treue 
Beobachtung, zu der sich im Louis - Hospitale zu Paris die 
reichste Gelegenheit darbot, da jährlich in ihm gegen 25,000 
Hautibel behandelt werden, hat erwiesen, dass die genannten 
Mittel in den meisten Fällen der hartnäckigsten, inveterirtesten 
Hautkrankheiten vollkommene Heilung bedingten; dass die nach 
ihrer Anwendung bisweilen eintretenden, leichten, von einer 
Gastro - Intestinalreizung herrührenden Zufälle nach einigen Ta- 
gen verschwanden, und den Gebrauch der Mittel wieder zu be- 
ginnen gewöhnlich gestatteten, so wie, dass nie die üblen Zu- 
Fälle eintraten, welche von Einigen gesehen worden seyn sollen, 
Zınfälle, die gewiss nicht übersehen worden wären, da man viele 
Kranke geraume Zeit nach beendigter Cur wieder zu sehen Ge- 
tegenheit hatte. Die mit der inneren, weiter unten zu bespre- 
chenden Behandlung Hand in Hand gehende äussere bezweckt, 
in den Jeidenden Theilen eine grössere Thätigkeit hervorzubrin- 
gen und die Zertheilung zu beschleunigen. Salben ans Jodine 
mit Quecksilber, wohl auch mit Schwefel, sind in dieser Hin- 
sicht die besten. Muss die Vitalität der Haut umgeändert wer- 
den, so bewähren sich die nach der von Ansroıse Parı ange- 
gebenen Methode angewendeten Vesicatorien am meisten, und 
ist es nothwendig, den Zustand der Oberfläche ganz umzuäudern, 
oder die Verwüstungen einer zur Destruction hinneigenden Krank- 
heit zu beschränken, so wendet man mit Nutzen Aetzmittel an, 
und unter diesen besonders das Cosmre’sche Mittel und das 
salpetersaure Quecksilber. Ueberdies sind Bäder aller Art unter 
den äussern Mitteln bei bösen Hautkrankheiten so wichtig und 
so nützlich, dass sie kaum zu viel zu loben sind. Die verschie- 
denen Formen von Hautkrankheiten, in denen man mit günstigem 
Erfolge Arsenik und Kanthariden anwendete, sind folgende: 
1) Fälle von hartnäckigem, chronischem Eczema, bei 
denen andere, sonst passende Mittel nichts leisteten, und bei 
denen sich eine chronische Affection der Verdauungswerkzeuge, 
welche eine Contraindication der inneren Anwendung unserer 
Mittel abgiebt, nicht vorfindet. Die Kantharidentinctur, die sich 
hier, besonders beim weiblichen Geschlechte , bewährte, wurden 
erst zu 3, später zu 5 Tropfen jeden Morgen in etwas Tisane 
pegeben, Man stieg alle 8 Tage um 5 "Tropfen und konnte 
ohne Nachtheil die Gabe bis auf 25, wohl auch 30 Tropfen 
vermehren, Von Arsenikpräparaten gab man besonders die s. £- 
Pilulae asiaticae und zwar täglich, 4—6 Wochen, ein Stück, 
welches — doch sind die Vorschriften zu diesen neben Arsenik 
auch Pfeffer enthaltenden Pillen verschieden — ungefähr „1, Gr. 
Arsenik enthält. Sobald Symptome von offenbarer Reizung kom-
	        
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