IV. Materia medica und Toxikologie.
einiger Zeit unter den bedenklichsten Erscheinungen offenbarten.
Dieser Kinwand ist jedoch ganz ungegründet. Allerdings sind
diese Mittel, wie alle energisch wirkenden, fähig, üble Zufälle
hervorzurufen, wenn sie unvorsichtig, zu unpassender Zeit und
in nicht gehörig berechneten Gaben gereicht werden. "Treue
Beobachtung, zu der sich im Louis - Hospitale zu Paris die
reichste Gelegenheit darbot, da jährlich in ihm gegen 25,000
Hautibel behandelt werden, hat erwiesen, dass die genannten
Mittel in den meisten Fällen der hartnäckigsten, inveterirtesten
Hautkrankheiten vollkommene Heilung bedingten; dass die nach
ihrer Anwendung bisweilen eintretenden, leichten, von einer
Gastro - Intestinalreizung herrührenden Zufälle nach einigen Ta-
gen verschwanden, und den Gebrauch der Mittel wieder zu be-
ginnen gewöhnlich gestatteten, so wie, dass nie die üblen Zu-
Fälle eintraten, welche von Einigen gesehen worden seyn sollen,
Zınfälle, die gewiss nicht übersehen worden wären, da man viele
Kranke geraume Zeit nach beendigter Cur wieder zu sehen Ge-
tegenheit hatte. Die mit der inneren, weiter unten zu bespre-
chenden Behandlung Hand in Hand gehende äussere bezweckt,
in den Jeidenden Theilen eine grössere Thätigkeit hervorzubrin-
gen und die Zertheilung zu beschleunigen. Salben ans Jodine
mit Quecksilber, wohl auch mit Schwefel, sind in dieser Hin-
sicht die besten. Muss die Vitalität der Haut umgeändert wer-
den, so bewähren sich die nach der von Ansroıse Parı ange-
gebenen Methode angewendeten Vesicatorien am meisten, und
ist es nothwendig, den Zustand der Oberfläche ganz umzuäudern,
oder die Verwüstungen einer zur Destruction hinneigenden Krank-
heit zu beschränken, so wendet man mit Nutzen Aetzmittel an,
und unter diesen besonders das Cosmre’sche Mittel und das
salpetersaure Quecksilber. Ueberdies sind Bäder aller Art unter
den äussern Mitteln bei bösen Hautkrankheiten so wichtig und
so nützlich, dass sie kaum zu viel zu loben sind. Die verschie-
denen Formen von Hautkrankheiten, in denen man mit günstigem
Erfolge Arsenik und Kanthariden anwendete, sind folgende:
1) Fälle von hartnäckigem, chronischem Eczema, bei
denen andere, sonst passende Mittel nichts leisteten, und bei
denen sich eine chronische Affection der Verdauungswerkzeuge,
welche eine Contraindication der inneren Anwendung unserer
Mittel abgiebt, nicht vorfindet. Die Kantharidentinctur, die sich
hier, besonders beim weiblichen Geschlechte , bewährte, wurden
erst zu 3, später zu 5 Tropfen jeden Morgen in etwas Tisane
pegeben, Man stieg alle 8 Tage um 5 "Tropfen und konnte
ohne Nachtheil die Gabe bis auf 25, wohl auch 30 Tropfen
vermehren, Von Arsenikpräparaten gab man besonders die s. £-
Pilulae asiaticae und zwar täglich, 4—6 Wochen, ein Stück,
welches — doch sind die Vorschriften zu diesen neben Arsenik
auch Pfeffer enthaltenden Pillen verschieden — ungefähr „1, Gr.
Arsenik enthält. Sobald Symptome von offenbarer Reizung kom-