Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

IL. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 335 
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zucht der Neugeborenen, zu Aphthen und zur gewöhnlichen gal- 
tigen Diarrhöe. Im letzteren Falle war sie am meisten gefähr- 
lich und raffte schnell die kräftigsten Kinder weg. Die primäre 
Ch. trat gewöhnlich am Morgen nach grosser Unruhe auf. Plötz- 
lich hörten die Kinder zu trinken auf, erbrachen sich, bekamen 
wässerigen Stuhl, fühlten sich aber nicht besonders kalt an, 
wohl aber sanken die Fontaunellen und das Gesicht ein, und Haut 
and Muskeln wurden welk und mürbe. Starben die Kinder in 
diesem Zeitraume, so beobachtete man eine fühlbare Kälte erst 
einige Stunden nach dem Tode. Bildete sich aber die Cholera 
weiter aus, 8o stellte sich bedeutende Kälte ein, es kamen 
Krämpfe zum Vorschein, und die Ausleerungen nahmen ab. In 
diesem oft bis zum 4. Tage ‚dauernden Zeitraume starben die 
meisten. Nur 6 überlebten ihn, von denen 5 in einen soporö- 
sen Zustand verfielen und am 9. und 11. Tage starben, Bei 
dem 6. Kinde trat nach einer Erhohlung Gangrän um den Nabel 
und bald darauf der Tod ein. Das eine oder das andere Ge- 
schlecht schien weder eine grössere Disposition, noch eine Aen- 
derung in Bezug auf Raschheit des Verlaufs hervorzubringen. 
Am ersten Tage des Lebens erkrankte kein Kind, am 2. eins, 
die meisten vom 3. bis 10. Tage. — Der unmittelbare Uebergang 
der Ch. in Genesung wurde im Krankenhause seltener beobach- 
tet. Meist fand sich nach dem Verschwinden der Cholerasym- 
ptome ein Mittelzustand, dem nicht immer Wiedergenesung 
folgte. Unmittelbar ging die Seuche unter reichlicheni Schweisse 
und Urinabgange in Genesung über, besonders wenn gleich 
zweckmässige Hülfe geleistet wurde, und das Subject an keiner 
bedeutenden innern Krankheit, besonders an keiner gastrischen 
und kachektischen litt. Der erwähnte Mittelzustand charakteri- 
sirte sich entweder durch vorwaltenden Sopor oder Congestion, 
und auf Erzeugung dieses Zustandes hatte die Behandlung einen 
nicht unbedeutenden Einfluss. Einige Male zeigte sich ein der 
Urticaria ähnlicher Ausschlag, eine Gesichtsrose und ein Ab- 
scess am Fusse kritisch. Einige Male ging auch die Ch. in 
Nerven - oder Wechselfieber über. In einem Falle erholte sich 
die an einem schleichenden Nervenfieber sehr bedenklich, da- 
niederliegende Kranke nach der Cholera sehr bald vollständig, 
and ein Lippenkrebs besserte sich nach ihr auffallend. — Nach 
der beigefügten Tabelle war die Ch. denen, die an Fiebern, 
Kachexieen, Nervenübeln und Diarrhöeen litten, sehr gefährlich, 
dagegen kamen die mit Hautausschlägen Behafteten am besten 
durch. Die grössere Sterblichkeit unter den Irren kommt wohl 
mehr auf Rechnung ihres körperlichen, ls geistigen Zustandes. 
Bei der Cur der Ch. wendete man im Krankenhause die Ipecac. 
als Brechmittel an, gab sie dann aber auch in gebrochener Gabe 
mit Opium, Inf.meliss., Ag cinnamom., Lig. c. c. succ., Liq. anod. 
min. H., Mosch., Camph. und ähnlichen Mitteln. Aeusserlich be- 
nutzte man neben trockener Wärme reizende Einreibungen und
	        
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