Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 329
zweckwässig, noch eine Zeit lang die Mittel gegen die Symptome,
mit denen die Krankheit abgetreten war, anzuwenden. Zeigte
sich ein entzündliches Leiden, so nahm man seine Zuflucht zu
einer gemässigten antiphlogistischen Behandlung. Eben so ge-
mässigt musste die Anwendung der antispasmodischen und dif-
fusibeln tonischen Mitteln seyn. Oft empfanden die Recon-
valescenten einen quälenden Hunger, den man nur mit Vor-
sicht‘ und kleinen Portionen Speise stillen darf. Gegen diesen
krankhaften Hunger bewährten sich das Selteser- und Bonnesser
Wasser und leichte Amara, gegen Stuhlverstopfung der Genesenden
leichte Klystiere, passende Diät und höchstens ein ganz leich-
tes Abführmittel. Befürchtet man bei dem Wiedererscheinen
einzelner Symptome ein Recidiv, so muss man sogleich kräftig
und nach Umständen einschreiten, denn die Recidive waren im-
mer bösartig und hartnäckig. Giebt es ein zuverlässiges Pro-
phylacticum ? Nein! Nur allgemeine Regeln lassen sich denen
geben, die sich gegen die Krankheit schützen wollen: Vermei-
dung spirituöser Getränke, der Ueberladung des Magens, gute
kräftige Fleischkost, doch keine zu grosse Abweichung von der
gewohnten Lebensart, Vermeidung frühzeitiger, nicht gehörig
reifer Früchte. Der Kampher, die mannigfaltigen Essige , die
Chlorpräparate , die man als Schutzmittel versucht hat, sind alle
nutzlos und selbst schädlich gewesen. Die Chlorräucherungen
haben die Brust angegriffen, Husten erregt; man sollte sie nur
an Orten anwenden, wo sich wirklich schädliche Dünste und
verdorbene Luft befinden, auf den Abtritten, in der Nähe von
Abzügen, Cloaken, an den Orten, wo sich viele Menschen zu-
sammendrängen. [Gazette medicale de Paris, tom. III „Nr.
54. Journ, special du cholera-morbus, 19. Mai 1832.] (H—I1.)
245. Formen der Cholerainder Reactionsperiode;
von J. GurrRın. In der genannten Periode lassen sich 4 Formen
unterscheiden, nämlich die entzündliche, die adynamische, die
anregelmässige und die comatöse. 1) Die entzündliche Form.
Kine starke Hitze folgt auf die Kälte der ersten Periode; ein
eintägiger, selbst mehrtägiger, starker Schweiss stellt sich ein,
während dessen alle Functionen in’s Gleichgewicht allmählich
zurücktreten. Solche Fälle sind selten, und die Meinung eini-
ger, dass die Cholera ein Wechselfieber sey, lässt sich schwer
mit diesen Fällen vereinigen, denn man bemerkt sehr selten ein
Verhältniss zwischen der Intensität der Kälte und der Reaction,
und wo die erstere sehr heftig war, entwickelt sich die letztere
uur mühsam, dagegen umgekehrt in den Fällen, in welchen die
Reaction eine wahrhaft inflammatorische Form annimmt ‚ und
dem Hitzestadium einer Intermittens gleicht, das Kältestadinm
aur einen geringen Grad erreicht hatte. Die entzündliche Form ist
leicht zu beseitigen, wenn sie sich als solche behauptet; doch
leider geht sie oft genug in eine der folgenden Formen über.
2) Die adynamische Form.. Sie wird von Vielen irriger Weist