Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

528 Il. Pathologie, "Therapie und medieinische Klinik. 
(durch Sinapismen, Vesicatore, glühendes Eisen, heisses Wasser, 
das Abbrennen in spirituöse Mittel getauchter Flanelistreifen auf 
dem Rückgrate, sehr heisse Bäder, kochende Umschläge u. 8. w.) 
versucht. Kinige Aerzte haben auch zu dem Aderlasse in dieser 
Periode ihre Zuflucht genommen und günstige Wirkung von ihm 
gesehen, wenn sie im Stande waren, das Blut zum Fliessen zu 
bringen. Manchmal wurde dieses befördert, wenn man eine 
Dampfdouche auf das Glied richtete oder Senfteige über und 
unter die Oeffnung des Gefässes legte. Wenn heftiges, häufiges 
Erbrechen eintrat, so entwickelte sich nicht seiten Wärme auf 
der Haut, das Gesicht wurde belebt, die Diarrhöe liess nach, 
und unvermuthet wendete sich Alles zum Guten. In der Re- 
actionsperiode musste die Behandlung nach der Natur der Re- 
action sehr verschieden seyn. War diese nur partiell und un- 
vollkommen, so wurde noch in der Anwendung der erwärmenden 
Mittel fortgefahren; war sie zu stark, liessen sich Entzündungen 
befürchten, so umgab man- den Kranken mit einer kühlen, oft 
erneuerten Luft, liess Blut, schlug Eis über den Kopf und legte 
Kataplasmen, Vesicatore und Sinapismen an die Füsse. Kühle 
Getränke, Eis wurden gleichzeitig verordnet. Ferner mussten 
einzelne Symptome berücksichtigt werden. Gegen anhaltende, 
mit Schmerzen und Reizung des Unterleibes verbundene Diar- 
rhöeen bewährten sich an das Orificium ani gesetzte Blutegel; 
man versuchte Reissdecocte, gefrorenes Reisswasser und die ver- 
schiedenen Opiumpräparate, die jedoch, wenn sie die Auslee- 
rungen nach unten schnell stopften, nicht selten Brechen her- 
vorriefen. Kleine Klystiere aus einem Ratanhiadecocte mit Amy- 
tum md etwas Opium wirkten vortrefflich. Vegetahilische Kohle, 
zu 3fß stündlich, verringerte die Stühle und machte sie gallig. 
Die Magenschmerzen und das Brechen wichen oft revulsivischen 
Mitteln, dem Eise, den auf das Epigastrium gesetzten Blutegeln, 
dem Rıver’schen Tranke, Opiaten, narkotischen Umachlägen. 
Die Krämpfe waren für die Kranken sehr peinlich. Bei jungen, 
kräftigen Personen wurden sie am besten durch Aderlässe und 
heisse Bäder besänftigt. Innerlich gab man gegen sie Opium 
und Wismuth; äusserlich wendete man schmerzstillende, opium- 
haltige Einreibungen und Umschläge, Kinreibungen von Terpen- 
Ihinspiritus mit Essigäther, Eis, trockene Reibungen und das 
Kneten der Glieder an. Eine um die Glieder gelegte Zirkel- 
binde beseitigte die Krämpfe oft, kounte aber keinen Einfluss 
anf die übrige Krankheit, wie die genannten innern und äussern 
Mittel, äussern. Zeit und Gelegenheit haben der Commission 
zur Prüfung der vielen Mittel und Methoden, die man gegen 
die Krankheit versucht hat, gefehlt. Es ist eine unbestrittene 
Wahrheit, dass zu Anfange der Epidemie die Fälle gelungener 
Heilversuche änsserst selten waren, aber mit dem Fortschreiten 
jer Krankheit immer häufiger wurden. Die Behandlung der 
Reconvalescenz verlangt grosse Sorgfalt. Es erzahb sich ale
	        
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