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IV. Thierarzneikunde.
Haarseile in der Präcordialgegend zu leisten. Innerlich gab man
Tisanen von Leinsamen und von Honig, und als Futter wendete
man rothe Rüben und Luzernen in kleiner Menge an: Von 60
Kühen starben 40. Bei der Section bemerkte man bei vielen
eine ungemeine Vergrösserung der Lungenflügel, die 80 — 100
Pfund wogen und von schwarzem Blute strotzten. Der Darm-
kanal bot fast in seiner ganzen Ausbreitung eine rosenartige
Färbung dar und enthielt eine weissliche, breiartige Substanz.
Die gefallenen Kühe waren 5-— 10 Jahre alt. Kinige ältere
überstanden nebst anderen die Epizootie, zeigten aber später
einen ausserordentlichen Marasmus, Die Kühe einiger Wirth-
schaften in der nächsten Nachbarschaft blieben übrigens gesund,
während die einer weiter davon liegenden auf gleiche Weise er-
krankten. — Ausser den Kühen litten zu Batignolles auch Hüh-
ner und Truthühner an ähnlichen Uebeln. Sie wurden von einer
allgemeinen Kälte befallen, frassen nicht, verriethen Schmerzen
in den Gliedern und im Halse, kauerten sich nieder und stürz-
ten bald mit convulsivischen Bewegungen, besonders in der Cer-
vicalgegend, auf die Seite. Berührung am Bauche beim Auf-
heben schien die Schmerzen zu vermehren. Krbrechen stellte
sich nur bei einem dieser Thiere, Uebelkeit und Durchfall aber
bei allen ein. Nachdenr ihnen Milch ohne Nutzen gereicht
worden war, starben 80 Stück nach 14stündigen Leiden. —
Bei den Gefallenen war der Kamm stärker violett, als gewöhn-
lich, die Glieder steif und zusammengezogen, der Mastdarm
vergefallen, die Schleimhaut desselben stark injicirt. KEinen
gleichen Zustand zeigten die Membranen des Gehirnes, und die
Hirnsubstanz erschien dunkelroth. Die Därme hatten meist ein
rosenrothes Aussehen und waren mit einer weisslichen, bisweilen
auch mit einer grünlichen Substanz gefüllt. Die ganze Darm-
schleimhaut war stark injicirt, das Parenchym der Lungen ge-
wöhnlich gesund, das rechte Herzohr und die Vena cava strotzte
von schwarzem , geronnenem Blute, und auf der Oberfläche des
sonst gesunden Herzers fand man bisweilen Ecchymosen. [v.
Froriep’s Notizen, Nr. 421, nach Lance. franc., 14. Avril
1832.] (K— ee.)
25%. Die Krankheitsconstitution und die herr-
sehenden Krankbeiten unter den Hausthieren in
Sachsen; von Prof. Dr. Praınz in Dresden. Wenn es auch
wahr ist, dass das Studium herrschender Thierkrankheiten zur
Vervollständigung der Epidemiologie gehört und oft noch einen
besondern Werth für Sanitätsbeamte in Bezug avf richtige Wür-
digung der Menschenseuchen erhält, so sollte dieses vergleichende
Studium der Epidemiologie doch nicht, wie es hinsichtlich der
Cholera geschehen ist, gemissbraucht werden, Man hat nämlich
die Meinung für und gegen die Contagiosität der Krankheit
durch Beobachtungen an "Fhieren zu bestätigen gesucht, und die
eine Partei hat angeführt, dass besonders Hunde von Cholera-