300 IH. Chirurgie und Augenheilkunde.
Sehversuche gemacht; man brachte ihn in einem dunklen Zim-
mer zu Bette und fomentirte anhaltend das Auge mit Schnee.
Abends stellte sich, unter fortdauernden Schmerzen, etwas Frost
ein, die Nacht war unruhig, doch legten‘ sich die Schmerzen
am andern Tage, und das Auge zeigte nur eine leichte Röthe
um die glänzend schwarze und klare Oeffnung. Nachdem mit
den kalten Umschlägen fortgefahren worden war und ein Abführ-
mittel gut gewirkt hatte, liess den vierten Tag die Entzündung
sehr nach , und der Operirte sah durch die neue Pupille das Blei
der Fensterscheiben deutlich und leicht. Den eilften Tag war
der Kranke ganz ohne Schmerzen, alle Röthe um die Oeffnung
war geschwunden, man sah weder Eiterung noch Granulation
den Rändern derselben an, und die neue Pupille war noch Klar,
nur zeigte sich in ihr ein wasserhelles, vom Vorfall der Haut
des Glaskörpers entstandenes Bläschen seit ungefähr zwei Ta-
zen, nach dessen Erscheinen das Sehen noch deutlicher gewor-
den war. Als aber der nun in seine Heimath entlassene, mit
der Operation höchst zufriedene Bauer nach vollen sechs Wochen
sich wieder zeigte, war die künstliche Oeffnung durch Ueber-
häutung geschlossen, doch noch nicht ganz getrübt, weshalb noch
etwas, nur nicht so gut, wie früher, gesehen werden konnte.
Später jedoch verlor sich alle Sehkraft, und als U. im vorigen
Jahre den Kranken wiedersah, hatte dieser nicht-nur weniger Licht-
empfindung, als vor der Operation, sondern es war auch oft
Kopfschmerz und eine katarrhalisch - rheumatische Augenentzün-
dung zugegen gewesen. Das übrige Befinden war gut. An der
operirten Stelle sah man eine weisse, ebene, undurchsichtige
Narbe und unter ihr eine kleine, vertiefte , dunklere und dün-
nere Stelle, welche die Choroidea graubläulich durchscheinen
liess, und zu welcher von aussen und unten mehrere geschlän-
gelte Blutgefässe liefen. So war denn auch in diesem Falle,
der erst so viel hoffen liess, der Ausgang kein anderer, als bei
den übrigen bekannt gewordenen Operationen dieser Art. [z. Am-
mon’s Zeitschr, f. Ophthalmologie, Bd. 2, Hft. 1.] (K—e.)
2. Spontaner Vorfalleiner kataraktösen Linse
mit eigenthümlich entarteter Kapsel und Entfer-
nung derselben durch Extraction; von Prof. Dr. U11-
MANN in Marburg. Dieser Vorfall kam bei einer 374‘jährigen Frau
vor, die sich im 14. Jahre in fliessendem Wasser erkältet hatte,
worauf bis in’s 18,-die untern Extremitäten kalt, gefühllos und
blauroth blieben, was sich erst im 24., nachdem sie menstruirt
wurde, völlig verlor. Kinige Jahre vor Eintritt der Periode nahm
das Gesicht auf dem rechten Auge unter wiederholten Entzündun-
gen merklich ab, und wahrscheinlich begann damals die Bildung
des grauen Staars. Etwas später stellte sich zwei Mal bei schwe-
rer Feldarbeit heftiges Blutbrechen ein, welches die Kräfte schr
schwächte. Im 26. Jahre blieben nach einer ähnlichen Erkäl-
tung die Regeln ein Jahr aus, und daq linke Auge erkrankte mın