Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 23 
Zu schneller. und sicherer Zerstörung des letztern gebührt vor 
andern Mitteln bei weitem der Salzsäure der Vorzug, die, 
wenn sie unmittelbar mit dem Milzbrandgifte in Berührung kommt, 
dasselbe sicher und specifisch zerstört. Im zweiten der von H., 
erzählten Fälle, der nicht leicht ungünstiger und gefährlicher 
seyn konnte, wirkte die Salzsäure fast Wunder, auch spricht 
der vierte Fall ganz für dies Mittel, da es in ihm nur allein 
angewendet wurde. Da sie einen starken Abfluss von gelb- 
licher Lymphe aus den Wundflächen verursacht, so darf man wohl 
annehmen, dass sie unmittelbar auf das Gift einwirkt, und es steht zu 
vermuthen, dass sie es chemisch zerstört. Wenigstens sprachen 
für letzteres einige Versuche, welche man mit blutigem Serum aus 
der Bauchhöhle am Milzbrande gefallener Ochsen anstellte. Wenn 
aber die Salzsäure ein Uebel, wie das bei dem zweiten Kranken 
war, glücklich heilt, um wie viel mehr wird sie leichtere Fälle be- 
seitigen können. Doch kann sie nur dann wirken, wenn sie 
mit dem Gifte in unmittelbare Berührung kommt, weshalb man 
stets eine Wundlläche bilden muss. Bei kleineren gangränösen 
Pusteln wird in cieser Hinsicht die Entfernung der Oberhaut 
hinreichen, bei einer sphacelösen Pustel muss aber der ganze 
trockene Schorf entfernt werden, was am besten mit dem Mes- 
ser geschieht. Bei kleineren Pusteln reicht es hin, das Messer 
unmittelbar am Sphacelus im Gangränösen zu führen; ist aber 
die Geschwulst sehr weit verbreitet und die Gelahr gross, 80 
führt .man das Messer am besten ausserhalb des Blasenkranzes, 
dass die Salzsäure auf eine grössere Wundfläche einwirken, sich 
schneller verbreiten und das Gift früher vernichten könne. Ist 
die Wundfläche gebildet, so wird die Salzsäure zuerst concen- 
trirt , später mehr oder weniger stark mit Wasser verdünnt 
übergeschlagen, und zwar am besten ınit Semmelkrume zu Brei 
zemacht, wo dann der Verband nicht zu olt erneuert zu werden 
braucht. Man fährt damit fort, bis das Gift vernichtet ist, was 
man in 1—2 Tagen annehmen kann, und heilt dann die Wunde 
nach allgemeinen ‚Heilanzeigen. Von den vielen übrigen gegen 
Milzbrandblatiern empfohlenen Mitteln kennt IL durch Erfahrung 
die Wirkung der Chlorine, des Möllensteines und des 
Glüheisens. Krstere hat er als Ayua oxzymurialica innerlich 
und äusserlich ohne besonderen Erfolg angewendet. . Sie ist ge- 
gen das Milzbrandgift ganz unwirksam, oder passt höchstens 
nur für gelinde Fülle. — Der Höllenstein vermehrt Anfangs 
die Blutung sehr, sobald diese aber durch stärkere Anwendung 
desselben steht, wird die Wunde trocken und bleibt es mehrere 
Tage. Er scheint somit die mehr oder weniger gelähmten Ge- 
fässe direct zu vermehrter Thätigkeit anzuspornen, wodurch die 
Arterien erst stärker bluten, die Venen und Lymphgefässe aber 
das Gilt mit um so grösserer Schnelligkeit dem Körper ununter- 
brochen zuführen, und wirkt, wenn dies richtig ist, geradezu 
nachtheilig. Sein Gebrauch ist daler nur darauf einzuschränken,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.