286 I. Pathologie, Therapie und mediecinische Klinik.
angefüllt, In der Gegend der Fossa Sylviü dextira an der innern
Seite der Dura mater eine harte, rundliche Geschwulst von
fibröser Textur und glänzendweisser Farbe. Sie maass im gröss-
ten Durchmesser } Zoll, war ungleich, in 4 Erhabenheiten ge-
theilt, von denen je 2 sich glichen und die grösseren 2 so gro88
als Vitsbohnen, die kleineren so gross als Kaffeebohnen waren.
Die Substanz derselben glatt, homogen, weiss, fest, ohne Spur
von Biutgefässen. An der Basis war der Vebergang der Dura
mater in die Geschwulst leicht nachzuweisen, so dass man diese
für eine Wucherung jener ansehen musste. Die Dura mater
war auch noch in einiger Entferuung von der Geschwulst ver-
dickt, doch äusserlich glatt. Die der Geschwulst entsprechende
Gehirnstelle grubenartig eingedrückt, übrigens nicht verändert.
Sonst enthielt die Leiche nichts Pathologisches, einige vergrös-
serte mesenterische Drüsen ausgenommen. Zwei Nebenmilzen
waren vorhanden, von denen die eine ziemlich entfernt von der
Milz lag. [Rust’s Magazin, 3%. Bds 1. Hft.] (H—JL.)
233. Gehirnerweichung bei einer 44jährigen
Frau; von Dr. HAskeL in Frankenhausen. Eine sanguinisch-
cholerische, gesunde Frau, Mutter mehrerer Kinder, noch spar-
sam und zu unbestimmten Zeiten menstruirt, hatte in den letz-
ten Jahren Unglücksfälle mancherlei Art und viel Kummer er-
fahren. Sie erkrankte an starken Kopfschmerzen, Mangel an
Appetit und unruhigem Schlafe. (Blutegel, Fussbäder, tart.
tartar.) — Nach 8Stägiger Behandlung gesellte sich Fieber mit
profusen Schweissen hinzu. (China.) Am 12. Tage der Cur
wurde sie plötzlich von Convulsionen und Mangel des Bewusst-
seyns und der Sprache befallen. Die Convulsionen hörten nach
einer Viertelstunde auf; Schaum vor dem Munde; gesenkte obere
Augenlider; nur mit Mühe konnten die Augen aufgeschlagen
werden; Sehkraft verdunkelt; Gehör wenig verändert; Beweg-
lichkeit der Hände vermindert. Nach einer kurzen Aufregung
durch innere und äussere Reizmittel versank die Kranke in einen
schlafähnlichen Zustand, aus welchem sie durch Zurufen und
stärkeres Anfassen wie aus einem tiefen Traume erwachte, aber
bald wieder in ihren Schlummerzustand verfiel. Puls härtlich,
frequent, Athem beengt, Haut blass, Temperatur vermindert.
Am andern Morgen wurde die Kranke von geringeren Zuckungen
befallen, nach denen sie in denselben Schlafzustand verfiel, aus
dem sie jedoch noch erweckt werden konnte, wobei sie richtig
antwortete. Gesicht und Gehör geschwächt, nicht ganz auf-
gehoben. Gegen Abend Tod unter den Erscheinungen der
Lungenlähmung. Section. Dura mater gesund; zwischen den
Hirnhänten kein Wasser; die Gefässe der Pia mater nicht mit
Blunt überfüllt; in den Seitenventrikeln mehr Serum als gewöhnlich;
in der Gegend des dritten Ventrikels die Gehirnsubstanz in ‚dem
Umfange eines halben Guldens in eine rahmartige , weissliche
MVasse verändert. Diese Veränderung erstreckte sich gleich weit