{. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 279
hier das Krankheitsproduct, das Wasser, nur Eiweiss und Se-
rum, thierische Stoffe der niedrigsten Art enthält, so sinkt dort
die thierische Assimilationskraft noch tiefer, und der Harn steht
den vegetabilischen Producten näher, als den thierischen. Wie
hier das Wasser bald mehr, bald weniger gefärbt, bald dünn-
bald dickflüssiger ist, so ist es dort bald wässeriger und farb-
loser, bald stoffreicher und ärmer an Wasser. Dieselbe Ursache,
die hier Wassersucht erzeugt, kann dort Harnruhr hervorrufen
(Frank, BeEREnNDS), und wenn sich Wassersucht in Diabetes um-
wandelt, so gesellt sich endlich zum Diabetes Wassersucht.
Wenn hier das Leben in der angesammelten Wassermasse unter-
geht, so wird es dort gewissermaassen durch eine Wasserfluth
ausgespült. Wenn man hier die Nieren degenerirt findet, so
ist dies dort auch häufig der Fall. Hier wie dort quälender
Durst. Niedergeschlagenheit, hektisches Fieber und nach dem
Tode nicht selten organische Fehler der Leber, der Müiz, der
mesenterischen Drüsen und anderer Organe. [{Medie. Conver-
sationsblatt, Nr. 19, 1832.] (H—lL.)
229. Druck auf das verlängerte Mark durch den
Processus odontoideus epistrophei; Abscess an den
Halswirbeln; von Dr. HankerL in Frankenhausen. Ein Yjäh-
riges Mädchen hatte an scrophulösen Anschwellungen und Ver-
eiterungen der Halsdrüsen und an Oiorrhöe gelitten. Seit einem
Jahre klagte es häufig über Kopfschmerzen, die so heftig waren,
dass sie durch jede Bewegung und durch Geräusch vermehrt
wurden. Die linken Extremitäten schwanden und erschienen kür-
zer, als die rechten. Schmerzen in der linken Seite und im
linken Arme stellien sich ein, die durch Streichen gelindert
wurden. Die Geisteskräfte, vorzüglich das Gedächtniss, sehr
gut und, wie die Sinne, bis zu dem durch ein Zehrfieber er-
Folgenden Tod ungetrübt. Section. Der Körper abgemagert;
die erwähnte Ungleichheit zwischen den rechten und linken Ex-
tremitäten auffallend; die Halsdrüsen noch aufgetrieben. Die
Hirnschale mit der Dura muter fest verwachsen, sonst an bei-
den nichts Krankhaftes. Das Gehirn mit Blut ausserordentlich
überfüllt; bei jedem Einschnitte erschienen so viel Blutstropfen,
dass sogleich die ganze Schnittfläche mit ihnen überzogen war.
In den Ventrikeln kein Wasser; die Plexus chorividei von Blut
strotzend. Die Farbe der Gehirnsubstanz und der Gehirnhäute
normal. Bei Herausnahme des verlängerten Markes, das auf
der linken Hälfte der Länge nach einen ovalen Eindruck hatte,
zeigte sich der durch das Hinterhauptloch weit herausgetretene,
sehr bewegliche Zahnfortsatz des Kpistropheus. Nach Durch-
schneidung der Bänder und sehnigen Verbindungen desselben
flossen hinter der Dura mater wohl ein Paar Loth flüssiger,
gelber Eiter, dem kleine Brocken unzersetzter Tuberkelsubstanz
beigemischt waren, hervor. Da der Kopf nicht abgelöst werden
durfte, so konnte die Untersuchung nicht genau gemacht werden.