I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 269
zens und Darmkanales, am genügendsten erklären lassen, spricht
dafür schon die grosse Geneigtheit der Krankheit zur Entschei-
dung durch Kxantheme, sowie das häufige Vorkommen dieser
als Nachkrankheiten. — Unfehlbar würde man den Ausschlag
in der Cholera für ein Exanthem eigener Art zu halten haben,
was sich schon aus den Erscheinungen der Krankheit ergiebt,
die bei keiner andern Ausschlagskrankheit vorkommen. Dies
schliesst jedoch die Möglichkeit nicht aus, dass nicht derselbe
mit einem der schon bekannten Ausschläge mehr oder weniger
Aehnlichkeit habe, und so wurden auch bereits von Ankz die
Hautausschläge als Nachkrankheiten in der Cholera, je nachdem
sie als symptomatische oder kritische auftraten, mit dem rothen
Friesel und dem Ausschlage des ansteckenden Typhus, oder mit
Rötheln, Masern, Scharlach, Friesel und besonders mit Nessel-
sucht verglichen. Man ist aber später noch weiter gegangen,
indem man vorzüglich die Achnlichkeit mit dem Friesel hervor-
gehoben hat, wie namentlich von StTEuDEL und SCHNURRER ge-
schehen ist. Auch Grom hält die Cholera für Akme einer seit
einer Reihe von Jahren entwickelten Nervenfieberepidemie , bei
welcher ein Frieselausschlag charakteristisch ist, und diese Aehn-
lichkeit hat sich auch dem Verf., der das in seinem Wohnorte
fast endemische Friesel beinahe täglich zu behandeln hat und vor
einigen Jahren als Epidemie herrschen sah, schon zu einer Zeit
aufgedrängt, wo von der Cholera als exanthematischer Krankheit
noch lange nicht die Rede war, geschweige denn, dass ihre
Achnlichkeit mit dem Friesel besprochen worden wäre. Diese
Achnlichkeit aber tritt, besonders wenn man den Friesel in
seinem epidemischen Erscheinen, wo seine Kigenthümlichkeiten
am meisten entwickelt sind, im Auge behält, vorzüglich in fol-
genden Momenten hervor: In beiden Krankheiten fehlen Uebel-
keit und Neigung zum Erbrechen, oder wirkliches Erbrechen
mit grosser Unruhe und Angst fast nie; die Reizbarkeit der
Lungen ist abgestumpft; die Stimme erleidet eine eigenthümliche
Veränderung; der Athem ist kalt; der anfänglich höchst be-
schleunigte Puls wird nach und nach langsamer; es findet sich
eine ungewöhnliche Empfindlichkeit der Haut gegen Kälte und
Luftzug, sowie eine Neigung zu übelriechenden Schweissen ; die
Urinabsonderung erscheint auf der Höhe der Krankheit unter-
drückt; der Mund ist trocken, die Speichelabsonderung vermin-
dert, der Durst ausserordentlich vermehrt > die Glieder schlafen
ein; der Tod stellt sich oft ebenso ganz unerwartet ein, wie
bisweilen sehr schnell die Wendung des Uebels zum Bessern
erfolgt; Brechmittel thun oft Wunder; warmes Verhalten und
äussere Reizmittel, besonders Blasenpflaster , stehen unter den
übrigen Mitteln oben an; Reizmittel bringen nur scheinbaren
Nutzen; Aderlass ist selten nöthig; der Charakter beider Uebel
gestaltet sich im Allgemeinen gastrisch-nervös; es findet sich
Schwindel, ein oft bis zum Heisshunger vermehrter Appetit.