Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

266 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
identisch, so fällt der Streit über Contagiosität von selbst weg. 
Vebrigens liefert Beweise a priori für die Nichtcontagiosität der 
Cholera der Umstand, dass sie weder mit den fieberhaften, noch 
mit den fieberlosen ansteckenden Krankheiten zu vergleichen 
ist, @ posteriort aber der Umstand, dass das ärztliche Personal 
auch in Prag mit seinen Familien fast gänzlich von der Cholera 
verschont blieb. Sollten diese Beweise ja noch nicht hinreichend 
seyn, so dürfte vielleicht die grosse Meinungsverschiedenheit 
der Contagionisten selbst den überzeugendsten Beweis dafür ge- 
ben, dass keiner Recht hat. — Das Auftreten der Cholera in 
Prag anlangend, so gingen ihr bald Vorläufer voraus, bald fehl- 
ten dieselben. Wo sie zugegen waren, zeigten sie sich von ga- 
strischer oder congestiver Art. Im ersteren Falle erschien eine 
mehrere Tage anhaltende, sehr schwächende Diarrhöe, anfangs 
mit gewöhnlichen Entleerungen, zu denen sich dann Erbrechen 
und die anderen Symptome der Cholera gesellten; im letzteren 
Falle kamen Zeichen von Congestionen nach Brust und Kopf 
zum Vorscheine. Gegen Diarrhöe leistete Bettwärme und ein 
Inf. cascar. mit Tinct., catech. die besten Dienste, und waren 
noch sonstige gastricche Symptome zugegen, so hatte ein 
Brechmittel aus Ipecac. den besten Erfolg. Die Congestionen 
aber hob ein starker Aderlass. Dass die erwähnten Zeichen 
wirklich Vorboten der Cholera waren und dass auf genanntem 
Wege letztere wirklich coupirt wurde, erhellte daraus, dass in 
diesen Fällen oft 24—36 Stunden kein Tropfen Urin abgeson- 
dert wurde, Die Cholera selbst erschien unter gastrischer , con- 
gestiver und paralytischer Form. Erstere trat meist nach Diät- 
fehlern auf und verrieth sich durch Eingenommenheit des Kopfes, 
Druck in der Magengegend, bitteren Geschmack, belegte Zunge 
und eigenthümliche Beschaffenheit des durch Brechen Entleerten, 
das erst in Cruditäten, später aber, elıe das Ausgebrochene das 
charakteristische Aussehen annahm, in galliren Stoffen bestand. 
Ipecacuanha erst in voller Gabe, später als Aufguss in kleinerer 
Dosis leistete die besten Dienste. Die congestive, meist 
nach Erkältung entstehende Form liess sich besonders durch 
Congestionen nach oben, häufiges Erhrechen von weisslicher, 
dem Reisswasser ähnlicher Materie, heftigen Durst und Brennen 
in der Magengegend erkennen. Kin ziemlich starker Aderlass, 
Blutegel, Inf. ipecac. mit Klir, acid. Hall., oder Oxydirt salz- 
saures Wasser und Vermeidung von Wärme brachten hier sicht- 
baren Nutzen. Die paralytische Form trat, ausser auf der Höhe 
der Epidemie, wo sie in der Stärke des Contaginms (?) begründet 
schien, meist nach vorhergegangenen Gemüthsaffecten auf. Das 
Brechen war dabei selten, dafür nahm man aber gleich anfangs 
Kiskälte, Pulslosigkeit, Apathie, Verdrehen der Augen nach 
oben und Krämpfe in den Extremitäten wahr. Unter äusserer 
Anwendung der Wärme, der Senfteige und der trockenen Rei- 
bungen, sowie der innerlichen Anwendung des Kampheräthers
	        
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