“O4 ff. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
worden waren, gleiche ‚Resultate. — Die Heilart ist 4) beim
Milzbrande, wie bei der Cholera, noch im Dunkeln und nicht
sehr wirksam. Aderlassen wird gerühmt und getadelt. Rettend
aber bewiesen sich oft kalte Begiessungen und Sturzbäder, am-
moniumhaltige Arzneien und Schwefelsäure, nebst äusseren
Reizmitteln. — Der Milzbrand kommt epizootisch nur in man-
chen Jahren und unter gewissen Witterungsverhältnissen vor,
z. B. bei Nässe, starken Nebeln, grosser Dürre. Er verfolgt
die Niederungen, die Ufer grösserer Ströme, die morastigen
Gegenden und verläuft zuweilen neben paralytischen Seuchen
der Menschen. Er erscheint plötzlich, rafft eine Zahl Opfer
weg und hört oft in ziemlich bestimmten Terminen auf , befällt
wohl auch dieselben Thiere mehrmals. — Zu den Ursachen des
Milzbrandes gehört überdies auch eine eigene Disposition. Un-
ter gleichen äusseren Einflüssen wird nur dieses oder jenes
Thier ergriffen; häufig leiden die am besten genährten, oder
auch die kränklichen, die sehr angestrengten Zugthiere, die er-
schlafften, nach dem Genusse zu vielen Futters , nach Erkältun-
gen und Krhitzungen, Auch bringt Zusammendrängen vieler
Thiere in enge Ställen das Uebel hervor, und als besonders
wichtig muss angemerkt werden, dass der Milzbrand vorzüg-
lich nur den von Vegetabilien lebenden Thieren eigen ist. Was
aber in dieser Beziehung die Cholera anlangt, so ist es ja hin-
reichend bekannt, dass Trinker und Entnervte, so wie diejeni-
zen, welche sich unvorsichtig erhitzen und erkälten, oder wel-
che keine Diät halten, dieser Krankheit besonders ausgesetzt
sind, und dass sie besonders bei denen vorkommt, welche arm
sind, in Schmuz leben, schlechte Nahrungsmittel und viel
Branntwein zu sich nehmen, während sie die verschont , welche
bei mässigem Leben sich kräftiger F leischnahrung bedienen. —
Was die Contagiosität betrifft, so hat sich bei dem Milzbrande
eben so, wie bei der Cholera, doch nur mit minderer Heftig-
keit, ein Streit erhoben. Hier und da hat man ansteckende
Milzbrandepizootieen beobachtet, doch ist nicht entschieden, ob
in denselben der Milzbrand, oder die mit ihm verbundenen fau-
ligen Fieber den Ansteckungsstoff entwickelten. Eben so fragt
es sich, ob nicht, da die Cholera oft mit Nervenfiebern verbun-
den ist, eine dann erfolgende Ansteckung vermöge des Nerven-
fiebers geschieht, wofür mehrere Beobachtungen sprechen. An-
dere Male ist der Milzbrand entschieden nicht ansteckend. Er
kommt sporadisch vor, oder raflt auch mehrere Stücke hinweg,
doch nicht nach den Gesetzen und der Wahrscheinlichkeit der
Ansteckung. Etwas Aehnliches lässt sich auch bei der Cholera be-
merken. — Dass der Milzbrand der Thiere sich auf Menschen über-
trägt und den Carbunkel erzeugt, der, sich selbst überlassen,
meist tödtet, gehörig behandelt aber gewöhnlich gehoben wird,
ist bekannt, Diese Uebertragung scheint nach den Gesetzen der
Kinimpfung zu geschehen, doch sind 1) nur wenixre für dies