Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

238 I. Pathologie, Therapie "und medicinische Klinik. 
und weiter verpflanzt werden. Besonders befällt sie prä- 
disponirte Personen und vorzugsweise Säufer, Schwächlinge, von 
Kummer und Elend gedrückte und solche Individuen, die durch 
ein unordentliches Leben, sowohl in der Diät, als in ihrem sonsti- 
gen Verhalten, willkührlich oder nothgedrungen ihre Gesundheit 
auf’s Spiel gesetzt haben. Diese Prädisposition scheint von ei- 
ner eigenen Beschaffenheit der Luft und vielleicht von tel- 
Inrischen Verhältnissen herzurühren, von einem Agens, das 
nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Thiere wirkt, was 
um so wahrscheinlicher wird, da überall dem epidemischen Aus- 
bruche der Cholera Krankheitserscheinungen vorangingen, wel- 
che denen nach %eendigter Epidemie glichen. — Zur Bestäti- 
gung dieser Behauptungen führt K. Folgendes an: 1) Kein bei 
Cholerakranken in Warschau angestellter Arzt ist an derselben 
erkrankt, noch weiss man, dass einer derselben die Seuche auf 
irgend Jemanden verpflanzt habe. 2) Sämmtliche Krankenwärter 
blieben von der Ansteckung bis auf drei verschont, welche muth- 
willig sich das Uebel zugezogen hatten. 3) Ein Regimentspre- 
diger schlief mehrere Nächte mit 2 cholerakranken Officieren, 
um dieselben zu überzeugen, dass die Cholera keine ansteckende 
Krankheit sey, und so. durch moralischen Einfluss zu ihrer Her- 
stellung beizutragen, in einem Bette, ohne den mindesten An- 
Fall von dieser Krankheit zu erleiden. 4) In Spitälern, in denen 
meist weder die Reconvalescenten, noch die Cholerakranken 
selbst von den übrigen Kranken gesondert werden konnten, hat 
man keine Ansteckung verspürt. 5) Die zahlreichen Glieder ei- 
ner Familie wichen während der Krankheit einer Hausfrau, die 
nach 14stündigen Leiden an der Cholera starb, nicht von ihrem 
Bette, die Leiche blieb 27 Stunden in der Wohnstube stehen, 
man entfernte nicht das Geringste aus derselben, benutzte sogar 
die Betten der Gestorbenen, und doch kam in der ganzen Fa- 
milie kein neuer Erkrankungsfali vor. 6) Die in den Leichen- 
kammern der Juden den Trauerdienst Versehenden blieben volle 
kommen gesund. 7) Weder Verletzungen bei Sectionen, noch 
Kinimpfen der aus den dünnen Därmen entuommenen Materie, 
weder Einspritzungen des Blutes Cholerakranker, noch der Gennss 
der Ausleerungen haben je die Seuche erzeugt. 8) Als die Cho- 
lera schon aufgehört hatte, wurde eine Frau in die höchste Angst 
versetzt und erkrankte in den nächsten Stunden an völlig ausge- 
bildeter Cholera. Schnelle Hülfe entriss sie dem Tode, doch 
lag sie noch lange am -Typhus danieder, in den die Cholera 
übergegangen war. — Wenn übrigens in einem und demselben 
Hause und in einer und derselben Familie mehrere Cholerafälle 
hinter einander sich ereignet haben, wie nicht geläugnet werden 
kann, so bleibt, ehe man deshalb Ansteckung vermuthen darf, 
zu beweisen, dass nicht die gelegentlichen, prädisponirenden Mo- 
mente die einzige Veranlassung des Uebels waren, was schwer 
seyn möchte, da sich überall hiulängliche ursächliche Momente
	        
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