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VI. Gynäkologie und Pädiatrik.
schen auf die Monate; von M. L. VYıLLERME. Da die Ur-
sachen, welche auf die Fruchtbarkeit einen Einfluss haben, sehr
verwickelt sind, und da diejenigen, welche bisher das Verhältniss
der Geburten beobachteten und dasselbe bald im Süden, bald im
Norden, bald auf dem Lande, bald in Städten u. s. w. grösser
fanden, mehrere Behauptungen nicht aufgestellt haben würden,
wenn ihnen die Vertheilung der Geburten auf die Monate ‘be-
kannt gewesen wäre, und wenn sie die Veränderungen gealınet
hätten, welche in dieser Beziehung durch Sitten, Religion u. s. w.
herbeigeführt werden: so hat V. diesen Gegenstand mit Rück-
sicht auf Jahreszeit, Klima, periodische und jährliche Wiederkehr
der Arbeits- und Ruhezeiten, auf Häufigkeit und Seltenheit der
Lebensmittel und einige andere gesellschaftliche Einrichtungen
and Gebräuche betrachtet und Nachstehendes gefunden: Die Um-
stände, welche man mit der grössten Fruchtbarkeit zusammen-
treffen sieht, oder welche derselben günstig zu seyn scheinen,
sind 1) die Rückkehr des Frühlings, besonders das Eude dieser
Jahreszeit und der Anfang des Sommers; 2) die Zeit, wo Le-
bensmittel in grosser Menge und Güte sich vorfinden und wo
Feste und Vereine gehalten werden, bei welcheu die Geschlechter
sich nähern; 3) die Zeit, in der die meisten Heirathen Statt
finden, doch nur im geringen Grade, und 4) ein nicht zu häufiger
vertrauter Umgang zwischen Mann und Frau. — Die Umstände
dagegen, welche der Fruchtbarkeit ungünstig sind, und während
deren Dauer die wenigsten Befruchtungen gezählt werden, sind
1) das Ende des Sommers und der Anfang des Herbstes; 2)
ungesunde Zeiten, besonders solche, in denen Epidemieen durch
Sumpfmiasma entstehen; 3) Seltenheit oder schlechte Beschaffen-
heit der Nahrungsmittel; 4) die während der Fasten Statt fin-
dende Enthaltsamkeit und 5) in einem sehr geringen Grade die
Zeit, in der die wenigsten Ehen geschlossen werden. — Nächst-
dem zeigen diejenigen, welche während des ganzen Jahres hin-
sichtlich der Nahrung, Temperatur, Gesundheit, des Umganges
mit dem andern Geschlechte u. 8. w. in gleichen Verhältnissen
leben, einen gleichförmigeren Gang ihrer jährlichen Fruchtbar-
keit, als die, bei denen sich zu jeder Jahreszeit in dieser Hin-
sicht Veränderungen vorfinden, weshalb wahrscheinlich die Ver-
theilung der Empfängnisse und Geburten auf die Monate sich
bei Städtern weniger zu ändern scheint, als bei Landleuten. —
Nach dem oben Mitgetheilten wird also durch alles, was auf
Stärkung hinwirkt, die Fruchtbarkeit vermehrt, während alles
Schwächende dieselbe vermindert. Doch richten sich die Be-
fruchtungen nicht allein nach der Gesundheit, sondern hängen
auch, abgesehen von den kirchlichen Fasten, von schweren Ar-
beiten und andern Umständen ab, die hier nicht erörtert werden
können. Demnach ist die Vertheilung der Conceptionen und der
Geburten auf die Monate nach diesen verschiedenen Ursachen
verschieden, und sie kann weder an zwei gegebenen Orten. noch