IL Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 205
war ihre Wirkung am auffallendsten bei der erwähnten scorbu-
tischen Augenkrankheit. Wird das Auge blau und schwillt, und
man giebt, bei gleichzeitigem innerlichem Gebrauche dieses Mit-
tels, jenen Umschlag, so sieht man nach 12 Stunden bereits
alle Geschwulst verschwunden, der Bulbus ist wieder sichtbar,
wie im gesunden Zustande, aber, die Cornea erscheint trübe,
die Conjunctiva violett, die Sehkraft ist geschwächt, was sich
nur allmählich verliert. — Ist bereits Brand der Unterschenkel
eingetreten, so bleibt nichts übrig, als die Absonderung des
Lebendigen von dem Todten zu bewirken und die Heilung mög-
lichst zu beschleunigen. Rascher als sonst erreicht man jenes
durch Auflegen des Umschlages auf die Gränze des Lebendigen,
und kann durch Holzeäure die abgestorbene Partie mumificiren,
wodurch der grässliche Geruch sehr gemildert wird. Dann muss
man die Sehnen durchschneiden, etwas länger aber mit dem Ab-
binden und Durchschneiden der Arterien warten, weil, wenn sie
noch zu viel Leben haben, der Brand leicht höher steigt. Ist
im Todten etwas feucht, so bestreut man es reichlich mit Koh-
lenpulver. Die vorragenden todten Knochenstücke muss man mit
englischer Schwefelsäure betröpfeln, damit sie desto schneller
sich abstossen. Sind die Extremitäten zwar kalt und blau, doch
noch nicht todt, so muss man den Bierhefenumschlag mit allem
Fleisse warm auflegen und recht oft erneuern, wodurch mei-
stentheils die Glieder gerettet werden. —. In scorbutischen Ge-
schwüren, die sich mit sphacelirenden Unreinigkeiten füllen,
ist die Wirkung dieses Umschlages recht auffallend und schnell:
das Oedem umher fällt, der Boden wird rein, roth, und schon
nach 24 Stunden gewöhnlich bilden sich Inseln, die die begin-
nende Heilung vorbedeuten. Nur der Ichor bleibt dünn. —
Gegen die Mundgeschwüre ist die innerliche Behandlung völlig
hinreichend; indessen kann man ihre Heilung durch Eichenrinden-
decoct mit Essig unterstützen. — Um sich zu überzengen, ob
die Kohlensäure allein Ursache von der grossen, anffallenden Wir-
kung ‘der Bierhefe sey, gab der Verf. kohlensaure Pulver, allein
ohne Erfolg. Jede andere Art, diese Säure anzuwenden, ausser ver-
mittelst der in Weingährung begriffenen Vegetabilien, war fruchtlos.
Gährender Most würde unstreitig eben so viel leisten, alı ier=
hefe. Mit Branntweinmeische machte der Verf. den Versuc
wenigstens die äusserliche Wirkung war ganz dieselbe. ‚KO
saure Gährung scheint nicht dasselbe zu leisten; so genamte
Essigmutter blieb ohne Wirkung. Schon gebildete vegetabilische
Säuren, als Apfelsäure, Citronensänre, Weinsteinsäure, Klee-
säure, mit Ausnahme der Essig- und allenfalls auch der Berberis-
sänre, sind schädlich. Frische Citronen können mit Vortheil
dem Kranken gereicht werden, aber nicht ausgepresster Citronen-
saft. [ Hufeland’s Journ. der prakt. Heilkunde, Febr. 1832.]
- (Fr.
'ammlung in de) Brust;
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