Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

NL Pathologie, "Therapie und medicelnische Klinik. 13 
zogen. Wahrscheinlich hing diese consensuelle Erscheinung auf 
der Haut von zurückgehaltener verdorbener Galle ab. — Die 
sonst so häufigen Wechselfieber gehörten zu den Seltenhei- 
ten. Dagegen wurden mehrere Schiffsleute in den Gegenden der 
Niederelbe und Spree von einem remittirenden gastrisch- 
biliösen Fieber befallen und gelangten höchst mühsam und 
abgemattet in die Heimath, wo 1—2 Brechmittel zur glücklichen 
Entscheidung des Uebels das Meiste beitrugen. Hatte die Krank- 
heit zu lange gewährt, oder war die Krise gestört worden, so 
bildete sich ziemlich hartnäckige Gelbsucht aus, von der, unge- 
achtet der stärkenden Heilmittel, die Kranken sehr langsam ge- 
nasen. — Im August und September traten Leibschmerz 
mit Diarrhöe, Brechreiz’und Mattigkeit auf, die bei 
Einzelnen so stürmisch waren, dass sie das kräftigste Einschrei- 
ten der Kunst forderten. Die Krankheitserscheinungen stellten 
bisweilen gleichsam das Bild einer modifieirten Cholera dar, und 
man konnte nicht zweifeln, dass hier das Gangliensystem lebhaft 
ergriffen sey. Berubigende, gelind reizende, die peripherische 
Thätigkeit wiederherstellende Mittel zeigten sich am wirksam- 
sten und führten nach einem allgemeinen Schweisse schnelle Er- 
leichterung und baldige Genesung herbei. Diätfehler und KEr- 
kältung gaben meist die Causalmomente zu diesen Leiden ab. — 
Was die ätiologischen Bedingungen der.eben berührten Epide- 
mieen anlangt, so dürfen dieselben wohl nur in tellurisch- atmo- 
sphärischen Einwirkungen auf den Organismus gesucht werden, 
in so fern diese: nämlich mit Localitäts- und Lebensverhältnis- 
sen in nähere Berührung kommen. — Die ätiologischen Bedin- 
zungen der epidemischen Cholera aber sind wohl mit denen an- 
derer epidemischer Krankheiten für identisch zu halten. [Ra- 
dius’s allgem. Cholerazeit., Nr. 56.] (K—e.) 
10. Ueber den herrschenden Genius der Krank- 
heiten in Wien im Frühjahre 1831; von Dr. Jos. v. 
ZLATAROVICH, Assist. an d. mediein. Klinik für Wundärzte. 
Der März war rauh und kalt, der April mild, so dass die zu- 
rückgebliebene Vegetation Riesenschritte machte ; allein der Mai 
war wieder kühl, stürmisch und reich an (jewittern und Hagel. 
Das ganze Frühjahr war mehr trocken als feucht, und die Winde 
wehten aus N., NW. und W. Aus der Klasse der Fieber wa- 
ren in der ersten Hälfte dieses Vierteljahres Katarrhal-, in 
der andern Hälfte Wechselfieber am ausgebreitetsten. Die 
in Wien endemischen Katarrhalfieber kamen so häufig vor, dass 
sie die Mehrzahl aller acuten Krankheiten ausmachten, bis sie 
später den Wechselfiebern den Vorrang einräumten. Das Katar- 
rhalleiden trat in allen Gestalten, am häufigsten aber als Schnu- 
pfen, Halsentzündung und als Lungenkatarrh auf. Bisweilen sah 
man es auch selbst als Cholera und Diarrhoea catarrhosa. Der 
Eintritt des Fiebers war oft sehr stürmisch, und dennoch ver- 
trug er keine Venäsection. Der Verlanf war überhaupt mehr
	        
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