IV. Mediein im Allgemeinen.
Gegen gewisse Kranklıeiten wenden die Neuseeländer Umschläge
von Schlamm an, und Aderlässe bewirken sie durch Einschnitte
mit scharfen Muscheln. Besuche bei Kranken werden Unver-
heiratheten gern gestattet, Verheirathete aber, mii Ausnahme
der Frau des Patienten, nicht zugelassen. Die meiste Praxis
ist in den Händen der Priester. — Gegen Rheumatismen be-
nutzen die Otaheiter das aus den Nüssen der Aleurites triloba
gezogene Oel, und auf mehreren Polynesischen Inseln wendet
man hänfig das Brennen an, Gegen syphilitische Uebel ver-
3ucht man auf Neuseeland Räucherungen, und Gonorrhöen weichen
denselben hei strenger Diät bald. Mitleiden für einander schei-
nen die Eingeborenen nicht zu haben, und Kranke, die man für
unheilbar hält, verlässt man, oder begräbt sie wohl gar leben-
lig. — Von Vergrösserung des Scrotums sah B. auf Neuseeland
uur 1 Fall (S. oben Nr. 150.), während auf den Inseln Polynesiens
dies Ucbel sehr häufig vorkommt. Auch Europäer, die lange dort
leben, werden davon befallen. Veränderung des Wohnortes
bringt hänfig Linderung. Hydrocele kommt auf Otaheiti sehr
oft vor, Bronchocele hingegen seltener. Theilweise Lähmung
der unteren Extremitäten findet sich oft. Syphilis sah B. auf
diesen Inseln nicht oft, wohl aber überzeugte er sich, dass
Missionäre manches Uebel fälschlich dafür gehalten und so
ohne Grund viel Quecksilber gegeben hatten. Schr herr-
schend ist eine Hautkrankheit, welche Finnen darstellt, die
in Eiterung treten, Blattern bilden, eine stinkende Materie aus-
Hiessen lassen und sich dann mit einem Grinde decken, der ab-
fällt, worauf die Eiterung sich erneuert, und üble Geschwüre
entstehen, Ophthalmieen kommen oft vor, besonders unter Kin-
dern, und Frauen leiden häufig in Folge des ausschweifenden
Lebens an weissem Fluss und Bauchwassersucht. Auch treten
zuweilen epidemische Krankheiten auf. Eine derselben wird als
Influenza aufgeführt und verläuft oft tödtlich. — Die Blätter des
Dendrobium teretifolium wendet man in Otaheiti äusserlich bei
acuten Schmerzen an, und eine Art Cyperus legt man bei fri-
schen Verwundungen auf. Die Fagara evodia Forster giebt
man auf Tongatabu innerlich gegen Kopfweh, äusserlich gegen
geschwollene Beine, Zerreissungen und Wunden. Psilotum tri-
quetrum wird auf den Sandwichinseln im Aufgusse gegen Ein-
geweidekrankheiten benutzt, und der Saft zweier Eunphorbien
kommt zu Umschlägen auf Geschwüre. Zaubermittel finden, wie
überall, auch bei den Polynesiern Freunde. [z. Froriep’s No-
tisen, Nr. 5 u. Nr. U16, nach Lond. medic, Gazette, Jan.
37 1832.] (K— e.)
158. Gedrängte Skizzen einer medicinisch-sta-
tistischen Beschreibung der Kreise im Königreiche
Böhmen; entworfen von Dr. W. Stasmz. 1) Beschrei-
bung des Berauner Kreiseg, der südwestlich von Prag liegt und
ein gcgen die Ost - und Nordseite abgedachtes Gebirgsland