«8 MH. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
zespürt, ‚als im Dec. 1830 derselbe Anfall mit einigen Verände-
tungen von Neuem erschien. Vorerst entstand bloss Schnupfen
mit Halsschmerz, da aber der Kranke ausging, traten Zahn-
schmerzen bei geschwollenem Zahnfleische mit einem täglich
Nachmittags 5 Uhr wiederkehrenden Katarrhalfieber ein, und
Abends zwischen 7 und 10 Uhr schmerzten Hals, Kopf und Rü-
cken. ‘Der Schmerz war tief und stumpf und um so empfindli-
cher, je stärker man die Knochen berührte. In der Nacht vom
%. zum 5. Tage brachte eine gelinde Ausdünstung die erste Lin-
derung, und da v. T. dieselbe einem Theeaufguss mit Zimmt
zuschrieb , so nahm er 5 Tage hintereinander Abends einen sol-
chen, dem immer eine gelinde Ausdünstung folgte. Doch ent-
schied sich die Krankheit, die wie früher die vordersten und
vorstehendsten Theile des ‘Gesichts, doch diessmal ‚mehr den
untern, als den obern Kiefer einnahm, auf diesem Wege nicht,
sondern hielt noch einige Tage länger als sonst an und en-
digte kritisch erst am 16. und 17. Tage durch ein offenbar
rheumatisches Symptom, ‚nämlich durch scharfen Ausfluss aus
der Nase, welcher unstreitig zu den wünschenswerthesten Auf-
lösungen der Gicht gehört, die aber schwerlich in spätern Jah-
ren erfolgen. — Aehnliche Zufälle waren schon in früherer Zeit
zugegen gewesen, ‚sie waren rein rheumatische, und die Heil-
kräfte eines noch jugendlichen Körpers wurden bald mit ihnen
Fertig und warfen die Materia peccans regelmässig durch kräf-
tigen Schweiss aus. Jetzt aber ist dieser Körper 60 Jahre, Kraft
und Energie sind geringer, Haut- und Muskelfasern träger, die
Knochen minder gut genährt, vieles, was weich und geschmei-
dig seyn muss, um leicht seine Function zu verrichten, erhär-
tet und erstarrt allmählieh, die Circulation der Säfte geht nicht
mehr so rasch und ungehindert vor sich, hier und da entstehen
Stockungen, und der Durchgang der scharfen Lymphe durch die
feinsten Gefässe zögert, stockt und reizt diese empfindlichen
Theile, bringt einen eigenen Schmerz hervor, hemmt oder er-
schwert die Bewegung und erzeugt eine eigene, schmerzhafte
Geschwulst in diesen Theilen. Diese weit trägere Geschwulst
ist nun keine rheumatische mehr, sondern eine arthritische.
Gicht ist somit die Losung des Alters oder der träger und lang-
samer im alten Körper wirkenden Organe. [Berl. med, ‚Zeit.
1832, Nr. 13. (K— e.)
132. Ueber die Behandlung der Gicht. Haırorp
setzt unter den verschiedenen gegen die Gicht angewendeten
Mitteln sein Vertrauen besonders auf das Colchicum. Findet
sich unter gewöhnlichen Umständen das Podagra in .den Extre-
mitäten, so giebt er nicht sogleich, sondern erst, wenn sich
das Uebel fixirt hat, das Vin. colchic., und nie ist ihm ein Bei-
spiel von ungünstiger Wirkung vorgekommen. Häufig verschwindet
die Krankheit nach ihm ohne vermehrte Secretionen; nur zuwei-
len entsteht vermehrte Ausdünstung oder Harnsecretion: . stark