I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 157
nicht einmal zum Hüten des Viehes gebraucht werden konnte.
Bei dem späten Eintritte der Puberlät erreichte ihr Zustand
einen noch schlimmeren Grad; Stuhl und Harn gingen ihr un-
willkührlich ab; sie ward gegen Hitze und Kälte, sogar gegen
Schläge unempfindlich. Ohne Zweifel, sagt der Verf., gehörte
sie zu den Cretinen, wofür auch in dem Schädel, bei der Se-
ction, mehrere Andeutungen gefunden wurden. Das Gehirn schien
weicher, als natürlich, doch geschah die Untersuchung erst 6
Tage nach erfolgiem Tode. Im rechten Seitenventrikel fanden
sich einige Unzen Wasser, und in der Gegend der gestreiften
Körper eine ungleichmässig geformte Masse, im längsten
Durchmesser 11 Linien und in der Dicke 1 Zoll 6 Linien be-
tragend, sowie sich auch in der Umgegend noch 4 andere, doch
beträchtlich kleinere Stücke von ähnlichem Aussehen vorfanden.
In der linken Memisphäre war bis zur Höhle nichts Abnormes
anzutreffen, aber in dem grossen Gehirnganglion zeigte sich
1 grosser harter Körper, von 10 Linien Länge, 6 Linien Breite
und 3% Linie Dicke, und tiefer noch 3 andere Stücke. Die
sämmtlichen Concremente betrugen 95 Gran Normal - Gewicht.
Ein Stück, welches der Verf. analysirte, war von weissgelbli-
chem Aussehen und steiniger Dichtigkeit; in der Mitte befand
sich ein fast durchscheinender Kern von noch dichterem Ge-
füge. Das Pulver, mit Alkohol ausgezogen, liess nach dem Fil-
triren und Verdampfen eine braune, im Wasser unlösliche Ma-
terie zurück. Nach dem Verbrennen dieser Materie zeigten sich
in der Kohle Spuren von freier Phosphorsäure. Die mit Alkohol
ausgezogene Masse ward dann mit Wasser behandelt, und es
fanden sich in demselben nach dem Filtriren Eiweissstoff, Schleim
und Spuren von salzasurem Salze. Der Rest ward in Salzsäure
aufgelöst, doch blieben Fiocken unaufgelöst zurück. Aus der
filtrirten Flüssigkeit präcipitirte eisenblausaures Kali einen hell-
blauen Niederschlag, welcher bei fernerer Zerlegung in’ Eisen
und Mangan zerfiel. Aus der wieder filtrirten Flüssigkeit prä-
cipitirte Ammonium phosphorsauren Kalk. Nach der Trennung
desselben durch das Filtriren bewirkte oxalsaures Ammonium
abermals einen weissen Niederschlag. Das in der Salzsäure um-
aufgelöst Gebliebene glich verhärtetem Schleime und enthielt ei-
nen Stoff, welcher mittelst Salpetersäure sehr schön gelb wurde
und sich wie Xanthoxyd verhielt. Da den Verf. die 3 Bestand-
theile: Eisen, Mangan und namentlich Xanthoxyd, überraschten,
30 controllirte er sein Resultat durch eine wiederholte Analyse
eines anderen Stückes. Der Erfolg blieb derselbe. [Xust’s Ma-
gazin, Bd. 36, Hft. 3.] | (H—r.)
131. Ueber die Natur der Gicht, des Rheuma-
tismus und der katarrhalischen Beschwerden; vom
Hofr. Dr. v. Tınrsıus in Leipzig.. Seit 3 Jahren hatte v. T. je
desmal im Herbste einen. rheumatischen oder arthritischen An-
fall am Vordertheile des Gesichts mit heftigen Zahnschmerzen