156 Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
schung fand sich jedesmal beim.Eintritte.der wärmeren Jahreszeit
vor. Die Symptome wurden bei ihr oft sehr gefährlich. Auch
hier folgte, wenn sich Taubheit einstellte, meist ein glücklicher
Ausgang; Grosse Kraftlosigkeit und profuse Blutungen. gingen
in Lähmung über und endeten gewöhnlich das Leben. In bedeu-
tenderen Fällen folgten, bei langsamer Besserung, allgemeine
Hautwassersucht, Decubitus gangraenosus oder Mundfäule, wel-
che die Genesung sehr verzögerten. Die Sectionen gaben nach
den verschiedenen Complicationen verschiedene Resultate. — Das
epidemische Vorkommen gab bald Veranlassung zur Entwicke-
lung eines Contagiums.. Mit Anfang des Frühjahrs stieg die
Kraft des Contagiums, die im Ganzen so gering war, dass ein
Mitglied’ in einer grossen Familie sehr schwer danieder liegen
konnte, ohne dass eine Uebertragung auf die übrigen erfolgte.
Ein zweimaliges Vorkommen der Krankheit ist eben so wenig
bemerkt worden, als ein Erkranken der Kinder unter 5 Jahren.
Auf 8 Kranke kam ungefähr 1 Todesfall, doch stand die Sterb-
lichkeit mit der grössten Ausbreitung der Krankheit nicht im
Verhältnisse, hing mehr von der Jahreszeit ab, so dass die mei-
sten Todesfälle im Januar und Juli eintraten. Die Behandlung
richtete sich nach den Stadien, Complicationen und Symptomen
und wurde nach den gewöhnlichen therapeutischen Grundsätzen
eingeleitet. Beim Hervorbrechen des Ausschlages zeigte sich
unter allen in Gebrauch gezogenen Mitteln am hülfreichsten der
äussere und innere Gebrauch der Chliorine. Durch sie wurden
Hitze und Durst nicht nur gemindert, der Kopf freier, der
Kranke ruhiger, sondern auch die Ausleerungen regelmässiger,
ohne dass die Brustaffeetionen verschlimmert, oder die etwaigen
Krisen gestört worden wären. Der Verf. setzt die Wirksamkeit
dieses Mittels bei den typhösen Erscheinungen dieses Exanthems
in eine Neutralisation oder auch Zerstörung des Contagiums, wie
es auch ausserhalb des Organismus meutralisirend wirkt. Copiöse
Blutungen und wässerige Darmentleerungen machten eine sympto-
matische Curmethode nothwendig. Zur Unterstützung und Auf-
rechterhaltung der Lebenskraft erwies sich, nach allgemeiner Er-
fahrung , der Kampher als das Hauptmittel. Ausserdem wurden
noch für einzelne Organe mitunter besondere Reizmittel erfor-
derlich. Die Reconvalescenz verlangte durchgängig eine ange-
messene Stärkung, [/eust’s Magazin, Bd. 36, Hft. 3. (M—r.)
130. Geschichte einer Kranken, in deren Ge-
hirn sich nach dem Todemehrere Concretionen fan-
den; nebst einer chemischen Analyse derselben;
von Dr. WurzerR in Marburg. Da unsere Kenntniss des Gehirns
noch sehr beschränkt ist, so wird jeder Beitrag zur Erweite-
rung derselben wünschenswerth. Die in Rede stehenden Con-
cretionen kommen von einer 33jährigen Frauensperson, die plötz-
lich bei Tisch, unter einem .epileptischen Anfalle, starb. Sie
war so blödsinnig, dass sie nicht nur gar uichts lernte, sondern