N. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 141
von Speisen gelindert, die jedoch nach einer halben Stunde aus-
zebrochen wurden. Blut war nie durch Erbrechen entleert wor-
den. Der. Stuhlgang wurde, aller Purganzen ungcachtet, träg.
Abmagerung und schlechter Appetit traten nun ein. Da sich
5 Wochen später die Haut auf der Geschwulst röthete, so wandte
die Kranke auf den Rath eines jungen Mediciners breiartige Um-
schläge 10 Tage lang an. Ks zeigte sich eine kleine Ocffnung
in der Mitte der Geschwulst, aus welcher 2 Tage lang eine
wässerige Feuchtigkeit floss, deren Menge durch Druck vermehrt
werden. konnte. Als die Kranke am 3. Tage eine Mehlsuppe
ass, floss diese aus der Oeffnung. Seit einiger Zeit war nur
gelblicher, schaumiger Schleim durch den Stuhl abgegangen,
Jetzt sah Dr. Stoxkes die Leidende zum I. Male. Die ovale
Geschwulst misst 7 Zoll in der Quere, 5 in der Länge; an der
untern Hälfte derselben befindet sich der Nabel; ihre Oberfläche
ist glatt; sie ist hart, beweglich, kann weit nach allen Richtun-
gen geschoben werden; kommt sie über die Aorta zu liegen, so
fühlt man mächtige Stösse in ihr. Die Oeffnung ist erbsengross,
die Haut um sie herum livid, die Granulationen an ihren Rän-
dern hart. Eine elastische. Sonde kann eine Strecke weit nach
links hin eindringen, doch nicht das Ende der Fistel erreichen.
Das Sondiren macht keine Schmerzen. Druck in die linke Seite
vermehrt den Ausfluss des Mageninhaltes, nicht aber Druck in
lie rechte. Die Geschwulst springt sehr hervor und scheint
sich unter den Rippen weg in’s linke Hypochondrium zu erstre-
cken. Ueber und unter ihr sind die Bauchwandungen eingezogen.
Die Schmerzen sind jetzt gering, doch klagt die Kranke über
eine nagende, brennende Kmpfindung im Magen. Jede Flüssig-
keit, die sie trinkt, wird fast augenblicklich mit einem beträcht-
lichen Stosse aus der Fistel entleert. Die Stühle bestehen aus
Schleim und Galle. Durch das häufige Brechen wird das Ge-
nossene, oder Schleim und eine wässerige Feuchtigkeit ausge-
worfen. Schlechter Appetit; viel Durst; grosses Verlangen nach
kaltem Wasser; grosse Abmagerung; schmuziges, Vverfallenes
Gesicht; trockene, reine Zunge; kleiner, schneller Puls. Die
äussere Oeffnung der Fistel wurde mit einem Schwamme ver-
bunden. Die Kranke erhielt den Rath, nur feste Speisen und
etwas Wein zu geniessen, doch die Befolgung desselben vermehrte
die Schmerzen und das Brennen im Magen. In den nächsten
Tagen entwickelte sich ein fieberhafter Zustand. Zwei Tage,
den 6. und 5. vor dem Tode, ging nichts durch die Fistel ab.
Der Tod erfolgte unter den Symptomen einer Febris nervosa
lenta inflammatorie, Die Section wurde nicht gestattet, Aus
der Epikrise entlehnen wir nur Folgendes: Es war merkwürdig,
dass sich das Uebel so schnell bei einer Frau entwickelte, die
früher immer gesund gewesen war. Scirrhus des Magens (dafür
halten Stoxzs und Hamı_Ton die Krankheit) bildet sich oft unter
keinen andern Zeichen , als denen gestörter Functionen des Ma-