Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

{ll Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
derung der allgemeinen Krankheitsconstitution aus dem ent- 
zündlichen Charakter in den gastrisch-nervösen beobachtete M. 
auch in seinem Wirkungskreise in einer wegen ihrer freien und 
zugigen Lage die inflammatorische Disposition so sehr begünsti- 
genden Gegend. Seit einer Reihe von Jahren wurden nämlich 
daselbst. reine Entzündungen der Organe der Brust- und Kopf- 
höhle, selbst bei anhaltenden, scharfen Ost- und Nordwinden, 
immer seltener, auch kamen entzündliche, fieberhatte Exantheme 
nur selten vor, oder breiteten sich sparsam aus. Dagegen finden 
sich jetzt das ganze Jahr hindurch, besonders aber im Frühjahre 
und Herbste, Wechselfieber, die vor ungefähr 10 Jahren eine 
ganz seltene Erscheinung waren; es kommen gastrische Fieber 
aller Art vor; die,meisten Entzündungen und acuten Exantheme 
bieten eine gastrische Complication dar und gehen bei ungüusti- 
gen Umständen leicht in nervöse Uebel über, auch werden 
krampfhaite Zufälle immer häufiger. — Nur ‚selten sind daher 
Aderlässe bei Entzündungen nöthig, da bei geringeren und fast 
immer mit gastrischen Symptomen verbundenen Entzündungs- 
graden resolvirende und ‘abführende Mittel und ganz hbe- 
sonders: Yart, emet. hinreichen, und dasselbe gilt. von den 
Biutegeln. — Nach Allem ist somit das Cerebral- und 
arterielle System nicht mehr, wie in den ersten Decennien die- 
ses Jahrhunderts, bei Erzeugung der Krankheiten am thätigsten, 
sondern das venös-Iymphatische und hauptsächlich das Ganglien- 
system, und wie früher Kopf und Brust besonders litten, so lei- 
det jetzt mehr der Unterleib. Aus dieser Behauptung lässt 
sich wohl eine Anwendung auf die Cholera machen. — Schon 
im Laufe des vorigen Sommers waren Fälle von Brechdurchfall 
mit eigenthümlichen, der asiatischen Cholera entsprechenden 
Zeichen nicht selten. Sie kamen meist bei Ernte- Arbeitern in 
den mittleren Jahren, doch auch bei Städtern und Kindern vor. 
Die Erkrankungen erfolgten gewöhnlich Nachts und plötzlich mit 
Leibschmerz, Angst und Zusammenschnürung der Präcordien, 
Unterdrückung des Pulses, Kälte, Erbrechen, Durchfall von ge- 
wöhnlichen Massen und krampfhaften Zufällen in den Waden und 
Schenkeln, ‚wohl auch in den Armen. Oelemulsionen mit Lau- 
danum , aromatische Theeaufgüsse und bei blossem Krbrechen 
Brausepulver reichten zur Heilung hin. Das Uebel entschied 
sich mit Schweiss , liess! aber stets eine lang anhaltende Mattig- 
keit und Schwäche zurück, was bei den meisten Krankheiten 
des vorigen Sommers, besonders nach Wechselfiebern der Fall 
war. Im December, nachdem sich Brechdurchlälle mehrere Ne- 
nate nicht gezeigt hatten, kamen 2 Fälle von, grösserer Wichtig- 
keit vor. Der eine betraf einen 28jährigen, robusten Brauer, 
der sich sehr erhitzt und dann ätark erkältet hatte. Nachdem 
er sich gesund zu. Beite gelegt, erwachte er Nachts um 1 Uhr 
mit heftigen Leibschmerzen und bekam Brechetfund Durchfall, 
durch welchen letzteren eine wässerige, geruchlose Materie, iu
	        
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