{ll Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
derung der allgemeinen Krankheitsconstitution aus dem ent-
zündlichen Charakter in den gastrisch-nervösen beobachtete M.
auch in seinem Wirkungskreise in einer wegen ihrer freien und
zugigen Lage die inflammatorische Disposition so sehr begünsti-
genden Gegend. Seit einer Reihe von Jahren wurden nämlich
daselbst. reine Entzündungen der Organe der Brust- und Kopf-
höhle, selbst bei anhaltenden, scharfen Ost- und Nordwinden,
immer seltener, auch kamen entzündliche, fieberhatte Exantheme
nur selten vor, oder breiteten sich sparsam aus. Dagegen finden
sich jetzt das ganze Jahr hindurch, besonders aber im Frühjahre
und Herbste, Wechselfieber, die vor ungefähr 10 Jahren eine
ganz seltene Erscheinung waren; es kommen gastrische Fieber
aller Art vor; die,meisten Entzündungen und acuten Exantheme
bieten eine gastrische Complication dar und gehen bei ungüusti-
gen Umständen leicht in nervöse Uebel über, auch werden
krampfhaite Zufälle immer häufiger. — Nur ‚selten sind daher
Aderlässe bei Entzündungen nöthig, da bei geringeren und fast
immer mit gastrischen Symptomen verbundenen Entzündungs-
graden resolvirende und ‘abführende Mittel und ganz hbe-
sonders: Yart, emet. hinreichen, und dasselbe gilt. von den
Biutegeln. — Nach Allem ist somit das Cerebral- und
arterielle System nicht mehr, wie in den ersten Decennien die-
ses Jahrhunderts, bei Erzeugung der Krankheiten am thätigsten,
sondern das venös-Iymphatische und hauptsächlich das Ganglien-
system, und wie früher Kopf und Brust besonders litten, so lei-
det jetzt mehr der Unterleib. Aus dieser Behauptung lässt
sich wohl eine Anwendung auf die Cholera machen. — Schon
im Laufe des vorigen Sommers waren Fälle von Brechdurchfall
mit eigenthümlichen, der asiatischen Cholera entsprechenden
Zeichen nicht selten. Sie kamen meist bei Ernte- Arbeitern in
den mittleren Jahren, doch auch bei Städtern und Kindern vor.
Die Erkrankungen erfolgten gewöhnlich Nachts und plötzlich mit
Leibschmerz, Angst und Zusammenschnürung der Präcordien,
Unterdrückung des Pulses, Kälte, Erbrechen, Durchfall von ge-
wöhnlichen Massen und krampfhaften Zufällen in den Waden und
Schenkeln, ‚wohl auch in den Armen. Oelemulsionen mit Lau-
danum , aromatische Theeaufgüsse und bei blossem Krbrechen
Brausepulver reichten zur Heilung hin. Das Uebel entschied
sich mit Schweiss , liess! aber stets eine lang anhaltende Mattig-
keit und Schwäche zurück, was bei den meisten Krankheiten
des vorigen Sommers, besonders nach Wechselfiebern der Fall
war. Im December, nachdem sich Brechdurchlälle mehrere Ne-
nate nicht gezeigt hatten, kamen 2 Fälle von, grösserer Wichtig-
keit vor. Der eine betraf einen 28jährigen, robusten Brauer,
der sich sehr erhitzt und dann ätark erkältet hatte. Nachdem
er sich gesund zu. Beite gelegt, erwachte er Nachts um 1 Uhr
mit heftigen Leibschmerzen und bekam Brechetfund Durchfall,
durch welchen letzteren eine wässerige, geruchlose Materie, iu