102 I. Materia medica und Toxikologie.
getrocknet zu uns gesandten Pflanze verlieren würde, wogegen
jedoch zu erwähnen, dass die Vytians gerade die heissgetrocknete
Pflanze im Aufguss anwenden. 18) Viter negundo L. Herbae
succus. Ks ist der Saft eins der geschätztesten aromatischen
Mittel in der indischen Medicin und kommt ebenfalls in die
Cholera - Giftpillenmasse, Zur nähern Bestimmung der speciellen
Indication dieses Mittels gegen die Cholera führt der Verf. an,
dass es auf das Iymphatische System zu wirken scheine, dass
es gegen Anasarca und zur Beschränkung der Secretionen,
sowie zur Austrocknung der Geschwüre im Gebrauche sey. Schon
AcosTA lobt das Mittel und spricht von der ungemein häufigen
Anwendung desselben. VI. Amara obtusissima. Unter den
von den Hindus angewendeten anticholerischen Mitteln dürften
gerade die äusserst bittern ohne aromatisch balsamische Beimi-
schung am wichtigsten seyn. Der vegetabilische Bitterstoff scheint
offenbar eine Beziehung zum venösen und hepatischen Systeme
zu haben. Diese rein bittern Mittel stehen auch bei den Hin-
dus in dem grössten Rufe. Es gehören die nun folgenden fünf
in diese Classe. 19) Niota pentapetala Dec. Semen. Schon
die Blätter sind sehr wirksam und werden gegen Febres algidae
in Bädern gebraucht, vorzüglich sind es aber die fächerigen
Kapsein und noch mehr der in ihnen befindliche, gelbröthliche
Same, woraus, wie RHrREDE angiebt, auch eine eigenthümliche
Potion zur Heilung der Cholera bereitet wird. Auch kann man
auf dessen anticholerische Kraft daraus schliessen, dass er gegen
Krankheiten, die mit der Cholera verwandt sind, gebraucht
wird. 20) Justicia paniculata L. Herba, Radir. Diese Pflanze
ist in allen ihren Theilen ausserordentlich bitter und wurde
schon vor uralten Zeiten in einer Cholera antispasmodica mit
Erfolg benutzt. FıEemmine berichtet, dass sie in Wechselfiebern
und Ruhren gebraucht und von den portugiesischen und franzö-
sischen Bewohnern Indiens als ein herrliches Magenmittel ge-
rühmt wird, endlich auch einen Bestandtheil der bittern Tinctur,
weiche unter den Europäern an den malabarischen Küsten unter
dem Namen Drogue amare berühmt ist, ausmacht. 21) Ophio-
rylum serpentinum L. Radir, Lange hatte man dieses bedeu-
tende Arzneigewächs mit einer andern unkräftigen Pflanze ver-
wechselt; jetzt ist die Verwirrung völlig gelöst. Der Geschmack
der Wurzel ist rein und intensiv bitter. . Ausserdem, dass sie
Rumpm ausdrücklich gegen die Cholera selbst empfiehlt, wird
sie von den indischen Eingeborenen in folgenden der Cholera ana-
logen Leiden benutzt: a) gegen Fieber mit Erbrechen; b) gegen
Kolik und Präcordialangst von Flatulenz; c) gegen jedes anima-
lische Gift, das Körper blau färbt, das also schnell das venöse
System und das Herz ergreift. ‘ Beim Schlangenbisse lassen die
Eingeborenen eine Pinte des Decocts in 24 Stunden verbrauchen
und appliciren äusserlich auf die Bisswunden das Pulver. 22)
Sophora tomentosa Dec. Radir, Semen. Auch über diese Pflanze