Full text: (Bd. 2 (Jahrg. 1832) = No 9-No 16)

D8 Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
men und Gestalten in der Umgegend von Peine geherrscht hatten, 
and durch diese ein Uebergang zu der die Cholera begünstigen- 
den Krankheitsconstitution gebildet worden war, brach in dem 
Dorfe O. (warum ist es nicht genannt? Ref.) eine Ruhrepidemie 
aus, die darin besondere Aehnlichkeit mit der Cholera hatte, 
dass sie nach sehr kurzen Vorboten, also sehr schnell befiel, 
dass sie in wenigen Tagen bis zur höchsten Stufe sich ausbil- 
dete und viele Kranke hinwegraffte. Das Dorf O. liegt frei und 
Juftig an einem Berge, hat 500 Einwohner, die in Armuth und 
Dürftigkeit leben; in seinen Umgebungen lassen sich keine ur- 
sächlichen Momente entdecken, die der epidemischen Entwicke- 
lung der Seuche Vorschub leisten konnten. In einigen benach- 
barten Dörfern zeigten sich einzelne Spuren der Ruhr, und einige 
Fälle von der gewöhnlichen Herbstcholera ‚kamen vor. Die Epi- 
demie in O. zeigte in ihrem Verlaufe einige eigenthümliche‘ Ab- 
weichungen von der gewöhnlichen Ruhr. Sie hob gleich mit 
einer allgemeinen Verstimmung , mit einem Gefühle von Mattig- 
keit an, welches meistens sogleich in ein heftiges Fieber über- 
ging, das nur kurze und leichte Remissionen hielt und mit Voll- 
heit und einer Angst erregenden Spannung in den Präcordien 
verbunden war. Zugleich stellte sich ein bitterer, galliger Ge- 
schmack , manchmal galliges Erbrechen und der bei galligen Af- 
fectionen echarakteristische Kopfschmerz in der Stirngegend und 
starker Durst ein. Nun folgten Ausleerungen einer schwärz- 
lichen, breiartigen, faulig riechenden Masse unter heftigen Leib- 
schmerzen und sehr schmerzhaftem Ziehen im Rücken, Bald, 
gewöhnlich binnen 24 Stunden, wurden diese Ausleerungen reich- 
licher und zahlreicher (in der Regel 15 in einer Stunde), und 
die Excreta verwandelten sich in eine blutige, mit etwas Schleim 
vermischte Masse, die unter beständigen Tenesmus, dem Haupt- 
symptome der Ruhr, abging. Der epidemische Charakter der 
Krankheit liess sich durchaus nicht verkennen, denn es erkrank- 
ten gleich im Anfange von den 500 Bewohnern des Dorfes 57% 
von dem 1. bis zum 70. Lebensjahre und von der verschieden- 
sten Constitution. Auch wirkten die entleerten Stoffe offenbar 
ansteckend , und es mussten besondere Maassregeln gegen diese 
Ansteckung (welche?) ergriffen werden. Die Krankheit wurde 
mit den gewöhnlichen Mitteln bekämpft. Bei gastrischer Com- 
plication erwies sich ein Brechmittel aus Ipecacuanha sehr nütz- 
lich. Nach der Ruhr stellte sich bei vielen Kranken ein Wechsel- 
fieber ein, das, wenn es nicht Lebensgefahr bringen sollte, eine 
decidirte Behandlung erforderte. Der Verf. rühmt sehr folgende 
Mischung: RB. Chinin. sulph. 56 —), Kxtr. chaw-”- fr. parat, 
5jj, Pot. River. rec. parat.. Aq. menth. cr. aa}, Lig. c. C. 
succ. oder Spir. sal. dule. 3j, Syr. cort. aur. „ M. S. In 
der Apyrexie alle 2 St. 1 Esslöffel voll. [Medic. Lonversationsdl., 
Nr. 12, 1832.) (H— 1.)
	        
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